Bildschön und trotzdem nicht im Buch?! (Nr. 2: Der Grashüpfer)

Bildschön und trotzdem nicht im Buch?! (Nr. 2: Der Grashüpfer)

In dieser Miniserie stellen wir euch einige Motive unserer neuen Postkarten vor. Die Serie beschäftigt sich mit sechs Motiven, die nicht oder nur unvollständig in unseren drei Büchern zu finden sind, obwohl sie doch bildschön und sehenswert sind! Hier soll erklärt werden, weshalb sie trotzdem nicht in den Büchern sind und auch, weshalb wir sie dennoch unbedingt zeigen wollen.

 

Die etwas anderen Landtiere

In den Jahren 2016 und 2017 schuf Susanne Haun im Auftrag des Eichhhörnchenverlags und unter Verwendung von Tierfotografien von Thomas Lemnitzer eine Anzahl von Collagen, die wir die Serie „Landtiere“ nennen. Die Serie umfasst 17 Einzelbilder alle im Format 40 x 30 cm. 13 dieser Bilder sind im Buch zu finden. Vier wurden von Verlagsseite für die Verwendung im Buch aus verschiedenen Gründen und mit zum Teil sehr schwerem Herzen abgelehnt. Die Katze und den Grashüpfer aus dieser Gruppe drucken wir nun auf Postkarten.

 

Das Bild ist eine Collage aus in Tusche gezeichneten und fotografischen Elementen. Es zeigt zwei Grashüpfer. Es wurde ausschließlich die Farbe Grün verwendet. Dadurch wird das Bild besonders reizvoll.

Grashüpfer aus der Serie „Landtiere“. 2017 (c) Collage von Susanne Haun.

Grashüpfer

Gelegentlich kam schon der Einwand, dass der Grashüpfer doch ein Tier sei, das sehr wohl auf dem Land zu finden, also ein Landtier ist und als solches doch wohl auch gut ins Buch gepasst hätte… Stimmt.
Trotzdem habe ich ihn für das Buch abgelehnt. Warum?
Wie bei der Katze, liegt auch hier die Antwort im Konzept für unsere Bilderbücher im Allgemeinen und das Bilderbuch Landtiere im Besonderen. Der Eichhörnchenverlag verfolgt bei der Konzeption und Erarbeitung seiner Bücher im Grunde drei Leitgedanken.

  1. Wir machen Bilderbücher für Babys und Kleinkinder. Unsere Bücher sollen darum so gestaltet sein, dass diese sie problemlos auf ihre Weise handhaben und benutzen können, also gewisse materielle Voraussetzungen erfüllen (Pappebuch).
  2. Die Bücher sollen außerdem so gestaltet sein, dass sie diesen kleinen Menschen Freude machen und das bedeutet auch, dass sie für die Kinder neben der materiellen Ebene auch auf textlicher und visueller Ebene zugänglich sein müssen.
  3. Die Bücher sollen so gestaltet sein, dass sie auch erwachsenen Personen nachhaltig Freude machen, damit auch sie nicht die Lust am gemeinsamen Vorlese- und Betrachtungserlebnis verlieren und sich zu diesen Gelegenheiten immer wieder gern auf ihre Kinder einlassen können.

Bei der Beschäftigung mit den Texten von Gerd Knappe im Buch, kann man feststellen, dass es sich durchaus um anspruchsvolle, mit sprachlicher Raffinesse und verschiedenen Metaebenen versehene Lyrik handelt. Wenn man dann aber auf die einzelnen gebrauchten Worte schaut, wird man außerdem sehen, dass es sich im Wesentlichen um „einfache Worte“ handelt. Sie sind kurz und einprägsam, es sind keine Fremdwörter darunter und sie sind alltäglich gebräuchlich. Aus diesem Grund und auch wegen der Sprachmelodie der Gedichte können auch kleine Kinder einen guten Zugang zu ihnen finden, ohne dabei schon das ganze gelernte Wissen von Sprache und Interpretation zu haben, dass mach ein*e erwachsene Leser*in mitbringt.

Ähnliche Ansprüche wie an die Texte stellten sich auch an die infrage kommenden Bilder. Die Landtiere sollten ja ein Buch werden, dass sich in die Reihe der ersten Tierbilderbücher eines Kindes eingliedern ließ. Es sollte auch ein Buch für Babys werden, die gerade erst anfangen, sich ihre ersten (visuellen) Begriffe zu bilden und das Erfahren von Bildern zu üben. Das Grün-in-Grün des Grashüpfers ist allerdings sehr schwer zu lesen und als Grashüpfer in seinem Lebensraum zu entdecken, wenn man noch kein großes mentales Formenrepertoire hat.

Nun kann es gelegentlich sehr reizvoll sein – sicher auch für kleine Kinder – sich über etwas zu wundern, etwas erst entschlüsseln zu müssen oder es sich von jemand anderem erklären zu lassen, aber spätestens für diese Erklärung braucht es ein gemeinsames Referenzsystem, damit sich ein Aha-Moment, ein Erkennen einstellen kann. Wenn ein kleines Kind nun die visuellen Herausforderungen des Bildes gemeistert hat, wie viele Grashüpfer hat es in seinem Leben wohl schon gesehen, um diesen speziellen Grashüpfer von Susanne Haun einordnen zu können?
Wie würde sich wohl das Gewicht und auch die Aufgabe des ganzen Buches verschieben, wenn ich nun sagte: Dann ist dies eben der erste Grashüpfer, den das Kind sieht und an welchem ich das Konzept „Grashüpfer“ diesem Kind erklären kann?
Ich denke, dass es für diese ersten Bilderbücher wichtig ist, dass die darin vorgestellten Dinge und Konzepte mit anderen Erfahrungen des Kindes abgeglichen werden können, weil es neben der geteilten Zeit und Zuwendung zwischen den Betrachtenden und Lesenden – ob gezielt gewollt oder eben nebenbei – immer auch um das Bilden und Üben von Begriffen geht. Darum kam der Grashüpfer nicht ins Buch.

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei dem Grashüpfer unbedingt um ein Lieblingsbild! Gerade das monochrome Grün-in-Grün entspricht absolut und mit Witz den natürlichen Lebensumständen eines Grashüpfers, weshalb ich für sich genommen zustimme, dass es sich um eine sehr gelungene Arbeit Susannes Hauns handelt, die lebendig und ansprechend umgesetzt ist!
Aus diesem Grund freue ich mich auch jedes Mal sehr, wenn es mir bei Ausstellungen oder an diesem Wochenende bei der Landpartie in Roddahn in die Hände und vor die Augen kommt! Den Grashüpfer jetzt auch als Postkarte in der Hand halten zu können, ist ein weiteres Sahnebonbon!

Es liegen im Übrigen noch einige Fotografien Thomas Lemnitzers mit verschiedenen Insekten in unserem Fundus und Susanne hat wohl auch Spaß daran gefunden, sie zu zeichnen. Wer weiß also, vielleicht machen wir zu einem anderen Zeitpunkt doch noch ein Buch speziell mit diesen krabbeligen Gesellen. Bis dahin haben sich einige von ihnen aber auch in Landtiere eingeschlichen. Schmetterlinge, Regenwürmer und Fliegen zum Beispiel. Wenn euch das Thema interessiert, könnt ihr hier – speziell zur Fliege – mehr lesen.

PS: Die Postkarten sind in dieser Woche im Verlag angekommen und wie jedes Mal war es auch dieses Mal hochspannend. Wie würden sie aussehen? Wie würden sie sich anfühlen? Würden sie die erhoffte Qualität haben? Ja, sie haben sie! Sie sind wunderschön und sie können zu € 1,- das Stück in den Online-Shop bestellt werden. Am Sonntag in Roddahn könnt ihr sie auch direkt von uns erwerben.

11 thoughts on “Bildschön und trotzdem nicht im Buch?! (Nr. 2: Der Grashüpfer)

  • gkazakou sagt:

    Ich musste eben lachen, liebe Nina: Wieviele Grashüpfer hat das kleine Kind wohl schon gesehen? Nun, hier wimmelt es davon, grad gestern habe ich ein schönes großes Tier im Lampenlicht fotografiert. Genau genommen sind es natürlich Zikaden. Die hiesigen Kinder sind nicht nur mit ihrem Anblick, sondern noch weit mehr mit ihrer Musik bestens vertraut. Hingegen weiß ich nicht, ob sie schon einen Hahn gesehen haben….
    In eurem Shop habe ich nur die Postkarte mit dem Hahn gesehen. Welche anderen sind denn schon verfügbar? Und sind die Postkarten als gemischtes Paket zu haben?

    • Eichhörnchenverlag sagt:

      Liebe Gerda, bei deinem Kommentar muss ich auch schmunzeln! Sicher gibt es immer die eine oder andere Umgebung, in welcher ein Kind dem einen oder anderen eben mehr oder weniger leicht begegnet! Bedenke, als ich dieses Projekt (Das Landtiere-Buch) zu planen begann, war mein Kind vielleicht 10 Monate alt und an diese Altersgruppe habe ich dann auch gedacht. Meine Erfahrungen mit diesen sehr kleinen Kindern / Babys geht eher dahin, dass sie den ganz kleinen Krabbeltieren / Insekten nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, dass diese Tiere oft auch zu flüchtig sind, um ausgiebig betrachtet zu werden… Das meinte ich wohl, aber ich bin auch sicher, dass es immer auch ein Kind gibt, dass es ganz anders macht! Merke: Kein Kind ist wie ein anderes! 😉
      Die Postkarten sind noch nicht ganz vollständig in den Shop eingepflegt, ich arbeite daran. Wenn alles sitzt, werde ich sie gemeinsam freischalten. (Dass du den Hahn schon sehen konntest, war eigentlich ein Fehler von mir. Ups! Er war nämlich noch gar nicht fertig und mit allen Informationen versehen.) Im Laufe der Woche ist es soweit, und ja, ich werde auch Sets anbieten, damit man nicht alles einzeln zusammenklicken muss! 🙂 Du bekommst natürlich von deinen Motiven eh einige Belegexemplare! ich schreibe dir dazu noch eine Mail.
      Herzliche Grüße ins Grillenkonzert sendet dir
      Nina

  • Doreen sagt:

    Eine schöne Serie. Interessant, die wunderbaren Bilder zu sehen. Liebe Grüße von unterwegs, Doreen

    • Eichhörnchenverlag sagt:

      Vielen Dank, liebe Doreen! Ich bin auch sehr froh darüber, sie in dieser Form sichtbar machen zu können!
      Herzliche Grüße und die besten Wünsche auf deinen Reiseweg sendet
      Nina

  • Susanne Haun sagt:

    Liebe Nina,
    du hast wieder einen anspruchsvollen und herzlichen Text geschrieben, den ich gerne gelesen und den ich gerne Morgen mit meinen Lesern teilen werde. Leider zu spät für die Landpartie nach Roddahn aber es gibt sicher noch viele Gelegenheiten, die Postkarten zu zeigen. Ich bin auch schon neugierig, wie sie sich anfühlen werden.
    Ich hoffe, ihr hattet bei der Landpartie großen Zuspruch,
    liebe Grüße von Susanne

    • Eichhörnchenverlag sagt:

      Vielen Dank, liebe Susanne!
      Am 1. Juli sind wir beim Bilderbuchfest am Helmholtzplatz in Berlin mit einem Stand dabei. Dann haben wir nicht nur alle Bücher, sondern auch alle Postkarten zum Angucken, Anfühlen und Mitnehmen dabei! Vielleicht hast du auch Gelegenheit vorbeizuschauen?
      Ich schicke dir natürlich auch noch einige Belegexemplare.
      Mit Gruß bis bald
      Nina

      • Susanne Haun sagt:

        Liebe Nina, ich stehe doch am 1. Juli auf dem Weddingkunstmarkt mit meinen Arbeiten, vielleicht magst du mir ja Infos und die Einladungskarte zum Bilderbuchfest senden, dann kann ich, wenn ich den Weddingkunstmarkt blogge auf das Bilderbuchfest hinweisen. Ich glaube mit der U-Bahn ist man vom Leopoldplatz schnell beim Helmholtzplatz 🙂
        Liebe Grüße von einer referatschreibenden Susanne

  • Gerd Knappe sagt:

    GRASHÜPFER

    1

    GRÜN GRAS
    GRAS GRÜN
    GRASHÜPFER

    SCHLÜPFT ER
    HÜPFT ER
    IM HEU UND HEIDE
    VON HALM ZU HALM

    2

    SCHLÜPFT ER AUS
    IST ER RAUS
    SCHLUPFT ER
    HUPFT ER

    HOPST SPRINGT HÜPFT

    AUF STÄNGEL SCHAFT STIEL
    SITZT ER
    SINGT ER
    GRASGESANG

    IN FELD UND FLUR
    STEPPE UND SUMPF
    TAGELANG

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