Spiel mit Formen – Wunderliches von Karoline E. Löffler

Spiel mit Formen – Wunderliches von Karoline E. Löffler

Kreis, Quadrat und Dreieck sind eine unternehmungslustige Bande und laden zu einem Abenteuer in die wandelbare Welt der Formen und Farben. Gemeinsam spielen sie Igel oder starten als Rakete ins All und wer weiß, was noch? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL von Fulya Gezer Bachmann ist ein Mitmachbuch, das auf allen Seiten viel Platz lässt, selbst kreativ zu werden. Es darf nach Herzenslust gezeichnet, gemalt und geklebt werden!

Wir haben einige Künstler*innen gebeten, ihr eigenes Spiel mit dem FORMSPIEL zu treiben. Die Ergebnisse stellen wir euch in unserer Blogserie „Spiel mit Formen“ vor.

“Das sieht nach mittelalterlicher Buchmalerei aus!” sagte Katharina, als sie Karoline E. Löfflers Bearbeitung des ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL zum ersten Mal in der Hand hielt. Gleich wusste ich, was sie meinte, obwohl ich doch selber kaum über nennenswerte Kenntnis dieser speziellen Kunstform verfüge und auch kein einziges beispielhaftes Referenzwerk hätte benennen können. Vor meinem geistigen Auge entstand ein Bild von wunderlich verwobenen Pflanzen und Fabelwesen, die auf den Rändern einer Buchseite einen Textblock umwandeln.

Ihr Ausspruch reichte mir zu einer weiteren Assoziation, nämlich der von Hieronymus Boschs Werk, dessen Fülle an groteskem Leben weltberühmt und unter anderem in Berlin in der Gemäldegalerie zu bestaunen ist. Auch ich bin vor diesen Bildern schon oft verweilt und da ich über die Tafel Johannes auf Patmos von Hieronymus Bosch einmal im Rahmen meines Studiums ein Referat gehalten habe, besitze ich auch ein paar Bücher über ihn, die ich nun zur Hand nehme.

Als erstes schaue ich in DuMont’s Künstlerlexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. Hierin heißt es: “B[osch]. war ein religiöser Maler mit einem starken Hang zur phantastischen, manchmal grotesk-satirischen Vision, zu pessimistischem Kommentar und mit großem Interesse für das Alltagsleben. Das machte sein Werk, das eine Einheit von Form und Inhalt darstellt, zu einer der letzten profunden Artikulationen mittelalterlicher Weltsicht.”1

In hieronymus bosch von Walter S. Gibson, erschienen in der Reihe Thames & Hudson world of art, finde ich eine Verbindung zur mittelalterlichen Buchmalerei: “Similar creatures had frolicked for centuries in the margins of illuminated manuscripts, and their grotesque shapes must have inspired Bosch’s own inventions.” heißt es darin.2 Hier finde ich auch einen Verweis auf ein mittelalterliches Manuskript, welches meiner eigenen diffusen Vorstellung der Buchmalerei dieser Zeit sehr entspricht. Es handelt sich um die Handschrift De Nobilitatibus, Sapientiis, et Prudentiiis Regum von Walter de Milimete von 1326/27. Hier könnt ihr es online erkunden.

Zuletzt nehme ich den voluminösen Band Hieronymus Bosch. Das vollständige Werk von Stefan Fischer3 zu Hand und hier sehe ich meine Assoziation von Karoline E. Löffler zu Hieronymus Bosch bestätigt. Ein passendes Beispiel findet sich als Detail in dem Gemälde Die Versuchung des heiligen Antonius, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass die charmante Fröhlichkeit Karoline E. Löffler’s Figuren in krassem Kontrast zu der schmerzvoll und morbide erscheinenden Figur Bosch’s steht, der Vergleich an dieser Stelle also sein Ende findet.

ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL, S. 17/18 von Fulya Gezer Bachmann, bearbeitet von Karoline E. Löffler, 2023 (Detail).
Hieronymus Bosch, Die Versuchung des heiligen Antonius (Detail), 1502, Museu Nacional de Arte Antiga, Lissabon.

Karoline E. Löffler hat sich in ihrer Interpretation des ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL ganz dem freien Lauf ihrer Phantasie hingegeben. Gemeinsam mit Susanne Haun bestaune ich die perfekte Abstimmung ihrer gewählten Farben mit dem Buch. Auf den von ihr gestalteten Seiten stehen phantastische Gebäude und Gegenstände neben Vogelkreaturen, die der Natur nur die Idee eines geschnäbelten Wesens entnommen zu haben scheinen, um dann in eine Traumwelt auszuschweifen. Diese Vogelkreaturen haben es mir besonders angetan. Ihre runden Augen und Attribute, wie Stiefel und Hut lassen sie mir gewitzt und verspielt, auch fast schon menschlich erscheinen.

Gepunktete Linien, die ein fester Bestandteil Karoline E. Löfflers Bildsprache sind, geben ihnen Schmuck und einen Hauch von Tiefe und machen sogar Verbindung und Kommunikation sichtbar. Ich wüsste zu gern, wie die Sprache dieser beiden Lovebirds hier wohl klingen mag.

ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL, S. 17/18 von Fulya Gezer Bachmann, bearbeitet von Karoline E. Löffler, 2023.
ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL, S. 17/18 von Fulya Gezer Bachmann, bearbeitet von Karoline E. Löffler, 2023 (Detail).

Das Runde scheint mir im Übrigen auch bei Bosch eine ganz besondere Gewichtigkeit zu besitzen. Es findet sich als Strukturgeber auf Häuten und Gewändern, als fabelhafte Auswüchse an Pflanzen und Gebäuden, als erzählerisches Element in Form von Perlen, Beeren, Hüllen und Höhlen und manchmal auch als alles umfassende Form des Bildfeldes selbst. Seiner Relevanz und Bedeutung nachzugehen, ist aber eine Aufgabe für einen anderen Text und so verweile ich zunächst bei der einfachen Beobachtung.

Liebe Karoline, vielen Dank für diesen Einblick in deine kreative Fabelwelt sowie den Anstoß zur Reise in die europäische Kunstgeschichte und unsere ganz persönlichen, oft diffusen und doch irgendwie verbundenen Bildgedächtnisse! Es war und ist uns eine Freude!

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

1 Read, Herbert [Hrsg.]: DuMont’s Künstlerlexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. DuMont Buchverlag. Köln 1997, S. 74

2 Gibson, Walter S.: hieronymus bosch. Thames & Hudson world of art. London 2005, S. 57.

3 Fischer, Stefan: Hieronymus Bosch. Das vollständige Werk. TASCHEN. Köln 2016.

Mit ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL ist ein brandneues Pappebilderbuch von Fulya Gezer Bachmann im Eichhörnchenverlag erschienen.

Lange wurde an ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL getüftelt und dann ging es plötzlich ganz schnell und so konnte unser jüngstes sogar schon die Reise zur Leipziger Buchmesse mit antreten und bereits von vielen Menschen in den Händen gehalten und bewundert werden.

Habt ihr es dort schon entdeckt?

Wie Fulya Gezer Bachmanns erstes Bilderbuch İDA’NIN YOLU / IDAS WEG ist ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL wieder ein zweisprachiges Mitmachbuch auf Türkisch und Deutsch. Auf beschreibbaren Seiten ist Platz, der eigenen Kreativität und dem Spiel mit Formen und Farben nachzugehen und so in die wunderbar wandelbare Welt der Grundformen und -Farben einzutauchen. Denn aus Kreis, Quadrat und Dreieck kann so allerhand entstehen. Ein Haus, ein Kind, ein Krabbeltier? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Wer noch mehr Infos zu diesem und unseren anderen Büchern sucht und wissen möchte, was uns im Eichhörnchenverlag sonst noch beschäftigt, kann das alles in unserem brandneuen Verlagsprogramm erfahren.

Wir wünschen schon mal viel Spaß beim Entdecken!

Beitragsautorin: Katharina Schulze-Bergner

Frische Bücher kündigen sich an und mit großer Freude stellen wir euch heute unsere erste Neuerscheinung im Jahr 2023 vor: ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL, das neue Mitmachbilderbuch von Fulya Gezer Bachmann.

Wir im Eichhörnchenverlag lieben es, die kleinen und großen Momente des Wunderns in unseren Pappebüchern zeigen zu können. Fulya Gezer Bachmann hat sich in diesem Sinne aufgemacht, den Grundformen unseres täglich Erlebens auf die Spur zu kommen. Welche Formen und Farben gibt es, wie unterscheiden sie sich und was können wir aus ihnen gestalten?

In Drucktechnik und mit wenigen feinen Linien versehen entstanden in ihrem Atelier drei quirlige Charaktere mit allerlei Formwillen und einer Einladung zum Mitspielen!

Was macht deine Fantasie aus Kreis, Dreieck und Quadrat?

Wie schon İDA’NIN YOLU / IDAS WEG ist auch ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL zweisprachig auf Türkisch und Deutsch und auf allen Seiten bemalbar. Der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!

ŞEKİL OYUNU – FORMSPIEL von Fulya Gezer Bachmann erscheint voraussichtlich im Juni 2023 und ist ab sofort vorbestellbar.

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt