KLEINER LÖWE WILLIAM – Neuerscheinung im Herbst 2020

KLEINER LÖWE WILLIAM – Neuerscheinung im Herbst 2020

Im Herbst 2020 erwarten euch zwei Neuerscheinungen im Eichhörnchenverlag! Beide könnt ihr ab sofort vorbestellen! 🙂 Eine davon wird WINDKIND von Elisa Brückner und Gerd Knappe sein. Dieses luftig-lyrische Bilderbuch habe ich euch im letzten Blogbeitrag vorgestellt. Heute nehme ich euch mit auf einen Spaziergang durch einen Tag im Leben des kleinen Löwen William. Nachdem Karoline E. Löffler im vergangenen Jahr schon einen Bilderadventskalender mit uns veröffentlicht hat, wird KLEINER LÖWE WILLIAM ihr erstes Bilderbuch im Eichhörnchenverlag. Es ist ein wundersamer Streifzug durch einen dieser ganz normalen und gerade deshalb so besonders wichtigen Tage, die unser aller Leben ausmachen.

Collage aus der Serie KLEINER LÖWE WILLIAM (c) von Karoline E. Löffler.

Gääähn! Gerade erste aufgestanden, aber schon ein breites Lächeln auf den Lippen. So schaut uns der kleine Löwe William vom Cover, gleichsam wie aus dem Spiegel entgegen und gleich erkennen wir uns selbst in ihm, wie er so voller Zuversicht seine Mähne mit der Bürste zu bändigen sucht!

Der kleine Löwe William weiß wohl schon, was uns noch verborgen ist, dass nämlich jeder Tag ein neues kleines Abenteuer birgt! 😉

Frisch gestärkt mit einem Frühstück, dass einem Urlaubstag im französischen Sommer würdig ist, ziehen wir gemeinsam los.

Wir lassen unseren musikalischen Launen in wilden Trommelwirbeln freien Lauf, toben auf Pfahlköpfen über Wellen und lassen ein selbstgebautes Schiffchen aus Zeitungspapier mit unseren Grüßen in die Welt fahren.

Collage aus der Serie KLEINER LÖWE WILLIAM (c) von Karoline E. Löffler.

Am Nachmittag dann zeigt uns der kleine Löwe William seine selbstgebaute Seifenkiste und wie man damit flitzen kann wie der Wind! Jeder darf Platz nehmen und Runden drehen, bis wir grummelig werden, weil der Hunger sich meldet. Also schnell ab zum Einkaufen und dann in die Küche!

Hmm… wie würzig das duftet! Der kleine Löwe William kocht uns seine Lieblingsspeise. Mit satter Zufriedenheit im Bauch und angefüllt mit den Eindrücken des Tages geht es in die warme Badewanne.

Der Badeschaum knistert in den Ohren wie ein Flüsterfeuerwerk während ein Dampfer durch die Wogen drängt. Grüße uns unser Zeitungsschiffchen, wenn du ihm auf deinem Weg begegnest großer Dampfer!

Jetzt aber nichts wie rein ins kuschelige Bett, wo schon das Lieblingsstofftier wartet. Was für ein Tag dies doch war! So schön, so aufregend, so einzigartig und besonders, wie jeder Tag im Leben. Und Morgen? Morgen wird genauso werden. Genauso schön und doch ganz anders.

Schlafe gut und träume etwas Schönes, kleiner Löwe William. Bis Morgen!

Collage aus der Serie KLEINER LÖWE WILLIAM (c) von Karoline E. Löffler.

So oder so ähnlich, aber für euch vielleicht auch ganz anders, lautet die Geschichte im Bilderbuch KLEINER LÖWE WILLIAM von Karoline E. Löffler, dass ein reines Bilderbuch ohne Text ist. Die passenden Worte dazu, so es denn welche braucht, werdet ihr in euch selber finden.

Die ersten Bilder der Serie KLEINER LÖWE WILLIAM entstanden, als Karoline E. Löfflers eigenes Kind noch klein war. Inzwischen ist dieses Kind längst erwachsen, aber die Zuneigung, die im Blick der Künstlerin auf das kindliche Treiben liegt, ist unübersehbar geblieben.

Es ist eine Dokumentation und eine Einladung zur Reflexion ebenso wie ein Impuls für jeden neuen Tag: Lasst es uns heute wieder wie der kleine Löwe William machen. Lasst uns einen guten Tag verbringen! Mit Raum für liebgewonnene und notwendige Alltagsrituale, die uns Struktur, Ordnung und Halt geben und wie eine sanfte Klammer den Tag zusammenhalten und ebenso mit Zeit für freies Spiel, für Kreativität und Abenteuer in denen wir uns und die Welt, in der wir leben, entdecken und erproben können!

Der kleine Löwe William blickt uns frohen Mutes von den Seiten entgegen. Ist uns einladender Gastgeber und Ebenbild zugleich. Alle sind willkommen in diesem lebensfrohen Tag und kommen gern immer und immer wieder auf ihn zurück!

Das Bilderbuch KLEINER LÖWE WILLIAM von Karoline E. Löffler kann jetzt vorbestellt werden! Hier auf unserer Website und überall im Buchhandel.

Im Herbst 2020 erwarten euch zwei Neuerscheinungen aus im Eichhörnchenverlag! Beide könnt ihr ab sofort vorbestellen! 🙂 Eine davon wird KLEINER LÖWE WILLIAM von Karoline E. Löffler sein. Dieses fein humorig, nonverbale Bilderbuch stelle ich euch in der kommenden Woche vor. Heute lassen wir es uns mit dem WINDKIND um die Nase wehen. WINDKIND wird unser erstes Bilderbuch mit Elisa Brückner und unser zweites Bilderbuch mit Gerd Knappe. Eine Reise mit der schönsten Naturgewalt in Collagen und Lyrik.

Wind im Haar. Das ist auch der Wind, der unter die Flügel der Gedanken schlüpft. Wind der trägt. Wind, der Unbekanntes verheißt und altes frisch aufwallen lässt. Wind.

Wind umspielt uns mit Herbstblättertänzen und begleitet uns, wenn wir durch das gefallene Laub rascheln. Wind lässt unseren Drachen so hoch steigen, dass er fast schon ganz fern ist. Ein Wunder, dass die dünne Schnur ihn hält. Wind lässt uns die Nasen frieren und die Augen tränen, aber er macht uns auch schnell und so stark wie nie zuvor, wenn er nur etwas von hinten schiebt.

Kennt ihr das?

Vom Wind können wir alle erzählen. Von seinen Tücken und auch von seiner beflügelnden Kraft. Aber manche von uns haben eine ganz besonders inspirierte Beziehung zu dieser Naturkraft, die wir Wind nennen. Einen besonderen Blick für dieses Unsichtbare, eine fantastische liebevolle Verbindung zu seinem Spiel. Zu diesen Menschen gehört Elisa Brückner.

Alle Bilder Elisa Brückners tragen etwas Wind in sich. In der Collagenserie zum Bilderbuch WINDKIND hat sie nun den Wind zum Hauptdarsteller gemacht. Stellvertretend für alle Kinderherzen nimmt er das Windkind mit auf seine Reise. Eine Bilderreise halb schon selbst gefühlt und erlebt, halb imaginiert. Kraftvoll, sanft, etwas verspielt und von Freiheit flüsternd ist der Wind, der aus diesen Bildern spricht, das Windkind ist bei ihm geborgen. Der imaginierte Teil dieser Bilder liegt in ihrem Erkunden der Räume zwischen Himmel und Erde, dem Anrühren der Begegnung von Himmel und Meer. Der Teil, den wir alle kennen und dessen Erleben wir mit unseren Kindern teilen, liegt in den dargestellten Spielen. Der Blick aus dem Fenster auf das bunte und manchmal nasse, manchmal auch gefährlich stürmische Treiben vor der Tür. Das Fliegen lassen des Drachen, das Rascheln mit den Füßen im Laub, das Haschen nach wirbelnden Blättern und das Sammeln der schönsten unter ihnen. Das Sich-fühlen im Wind. Jedes Kind breitet irgendwann einmal die Arme aus im Wind und tanzt seinen ganz eigenen Windtanz. Manchmal wild und manchmal ganz leise…

“[…] einem Adler Engel gleich […]”

Collage aus der Serie WINDKIND (c) von Elisa Brückner.

Unser Pappebuch WINDKIND ist ein Bilderbuch und gleichzeitig ein Lyrikbuch.

Gerd Knappe hat das Gedicht EIN DRACHE IM WIND EIN KIND geschrieben, das uns Hand in Hand mit Elisa Brückners Bildern durch den Wind führt. Die Zeilen beschreiben uns, die eigentümlichen Muster, in welchen der Wind und bewegt und um uns weht.

Der Wind in den Worten lässt uns “[…] Fallen im Wind | Oben bleiben […]” und schenkt uns dieses schaurig-schöne Kribbeln in der Magengrube, dass es nur am höchsten Punkt einer Schaukel gibt und wenn das Flugzeug durch ein kleines “Luftloch” fliegt oder eben, wenn das Boot vom Wellenkamm herabsaust. Der Wind in den Worten lässt uns “aufsteigen” und “gleiten”, lässt uns “kreisen”, drehen” und “Haken schlagen” und wenn wir uns ausgetobt haben, die ganze Lust am Wilden ausprobiert haben, dann lässt er uns ausruhen und zu uns kommen und hält uns geborgen, wie in den Armen eines lieben Menschen.

“Schwerelos aufgehoben | Einem Adler Engel gleich”

Collage aus der Serie WINDKIND (c) von Elisa Brückner.

Der Wind, den Gerd Knappe in seinen Worten findet, ist wild und rastlos, aber auch sanftmütig, ein freundlicher Trickster und er ist facettenreich. Zu vielschichtig für nur ein Gedicht. Deshalb ist EIN DRACHE IM WIND EIN KIND nur eines von vier Gedichten, die der Autor unter dem Titel “WILDER WINDIG – 4 Arten vom Wind zu schreiben” versammelt. Jeder dieser Texte beschreibt ein anderes Moment des Winderlebens. Jeder ist ein Teil eines größeren Bildes. Wir haben uns daher überlegt, diese Texte als den lyrischen Komplex, der sie sind, vereint zu lassen und als einen eigenständigen Lyrikband in den zweiten Teil des Bilderbuch WINDKIND einzubinden. Auf diese Weise entsteht eine wahrhaft fabelhafte Chimäre aus Kinder-Bilderbuch, Lyrik- und Kunstbuch und wir sind sehr gespannt darauf, wie es euch gefallen wird! Ich selbst bin begeistert und voll der Vorfreude auf dieses Buch, das abseits vorgedachter Bahnen und Konventionen neue Wege auf der Suche nach der idealen Verbindung von Form und Inhalt gehen wird und selbstverständlich aufzeigt, für wen wir im Eichhörnchenverlag eigentlich Bücher machen. Nicht nur für Kinder und schon gar nicht nur für Erwachsene, sondern für alle Menschen – die ganz jungen und die ganz alten und alle dazwischen!

An diesem schönen Sommertag heute freuen wir uns also auf den Herbst, denn wenn der Sommer geht, dann sind wir vorbereitet. Bei uns tragen wir den Wind, unseren einzig unverzichtbaren Freund an allen Herbsttagen!

Das Bilderbuch WINDKIND von Elisa Brückner und Gerd Knappe kann jetzt vorbestellt werden! Hier auf unserer Website und überall im Buchhandel.

Der Eichhörnchenverlag jubiliert, denn seit Kurzem haben wir neue Verstärkung im Team. Die Kunsthistorikerin Meike Lander unterstützt uns in dieser arbeitsreichen Zeit neben ihrem Masterstudium der Kunstgeschichte im globalen Kontext an der FU Berlin als Praktikantin.

Ihren Einstand feiert sie mit einem Unternehmungslust schürenden Bericht von der Friends with Books – Art Book Fair im Hamburger Bahnhof am vergangenen Wochenende.

Liebe Meike, vielen Dank dafür, dass du uns Augen und Ohren geliehen hast und uns nun noch einmal auf die Messe mitnimmst! Dein Hinweis, dass Kunst in Kinderbüchern auf der Messe noch einen Platz hätte, nehmen wir uns sehr zu Herzen! Kommst du dann mit, auf die andere Seite des Standes?!

 

Friends with Books – Art Books Fair im Hamburger Bahnhof

von Meike Lander

 

Vom 19.10. bis zum 21.10.2018 war es wieder so weit: Im Rahmen der Art Book Fair Berlin bezog eine Vielzahl von Ausstellern den Hamburger Bahnhof (Museum für Gegenwart – Berlin) und bot in mehreren Räumen nicht nur alles rund um das zeitgenössische Kunstbuch, sondern auch Diskussionen, Lesungen, Präsentationen, Ausstellungen und Workshops an. Und ich war zum ersten Mal mit von der Partie.

Wer ebenso unwissend ist, wie ich es noch vor wenigen Tagen war, den kläre ich gern mit dem auf, was ich inzwischen gelernt habe: Friends with Books: Art Book Fair Berlin ist eine Messe für Kunst- und Künstlerbücher, die seit 2014 jedes Jahr aufs Neue im Hamburger Bahnhof stattfindet. Auch dieses Jahr waren wieder über 200 international tätige Künstler und Verleger präsent, um Interessierten ihre Verlagsprogramme und Bücher zu präsentieren. Ursprünglich gegründet wurde Friends with Books vor vier Jahren als gemeinnütziges Projekt, um zeitgenössische Künstlerbücher einem größeren Publikum vertraut zu machen. Das bedeutet auch, dass man als Besucher*in keinen Eintritt bezahlen muss und vom Museumspersonal freundlich, aber bestimmt in die entsprechende Halle gelotst wird. Das freut vor allem den studentischen Geldbeutel, in dem ja grundsätzlich hauptsächlich Luft zu finden ist.

Auch der Besuch des öffentlichen Rahmenprogramms ist kostenlos und könnte kaum farbenfroher ausfallen. Von der Gelegenheit, mit Künstlern über ihre neuesten Veröffentlichungen zu diskutieren, über Workshops zur eigenen kreativen Auseinandersetzung mit dem Medium Buch ist alles dabei.

Als ich am Samstagvormittag den Hamburger Bahnhof betrete, bin ich ganz gespannt darauf, was ich wohl gleich zu sehen bekomme. So ganz habe ich noch keine Vorstellung davon, was denn ein Kunst- oder Künstlerbuch von einem Buch über Künstler und Kunst unterscheiden soll und ich bin gespannt darauf zu sehen, was die verschiedenen Verlage präsentieren.

 

Gut besucht. Impression von der “Friends with Books – Art Books Fair” im Hamburger Bahnhof 2018. Foto (c) Meike Lander.

Das Erste, was ich feststelle: Die Messe ist gut besucht. Selbst an einem Samstag vor 12 Uhr drängeln sich die Leute interessiert an den Tischen vorbei und begutachten die Auslage. Den Rucksack hätte ich besser an der Garderobe abgegeben, denn die Räume sind so vollgestopft mit Menschen und Tischen, dass es sehr schnell ein wenig eng wird. Neben den beiden Räumen, in denen die Verlagsstände sich befinden, gibt es einen kleinen Ausstellungsraum, einen Raum mit einer Malstation für Kinder und Sitzsäcken zum Schmökern der eben eingekauften Schätze, einen Vortragsraum samt Leinwand für Präsentationen sowie einen Raum mit der Möglichkeit, etwas zu essen und zu trinken. Das ist dann doch sehr viel größer als ich angenommen hatte.

 

Charmante Standgestaltung von berlinartbooks. Impression von der “Friends with Books – Art Books Fair” im Hamburger Bahnhof 2018. Foto (c) Meike Lander.

Neugierig darauf zu lernen, was es mit der Beziehung zwischen Künstler und Buch wohl auf sich hat, besuche ich einen Talk mit dem Künstler Florian Dombois und dem stellvertretenden Direktor der Kunstbibliothek um 14 Uhr. Auch wenn ich mit den Arbeiten des Künstlers nicht vertraut bin, so wirft das Gespräch doch einige interessante Fragen auf. Wie wird ein Buch selbst zum Kunstwerk und enthält nicht einfach nur Kunst in Form von Bildern oder Texten? Oder reicht es bereits, wenn Künstler den Inhalt eines Buches konzipieren, damit man das Ganze als Kunstwerk anerkennt?

Für Dombois müssen sich Linien des Denkens in dem Werk abzeichnen. Ein Künstlerbuch, das ist für ihn der Ausdruck einer künstlerischen Idee, die zwingend eine Buchform erfordert und die sich in keiner anderen Form ausdrücken ließe. Ein Buch hat zudem als Medium bereits eine spezifische Form, die man nicht einfach negieren kann. Man kann sie mutwillig brechen – beispielsweise indem man Impressum und Inhaltsverzeichnis weglässt oder anders umsetzt, Seitenzahlen verdreht oder mit dem Format spielt – aber man muss sie dennoch im Kopf behalten, wenn man die Arbeit an einem Künstlerbuch beginnt.

Auch wenn man erwarten könnte, dass beim Entstehungsprozess eines solchen Künstlerbuches die Entscheidungsgewalt dann zwingend bei dem/der Künstler*in allein liegt und diese*r über jeden Schritt mit Argusaugen wacht und bestimmen kann, so gilt doch festzustellen, dass Künstlerbücher oftmals trotz allem Gruppenprojekte sind. Für Dombois ist es gerade das Miteinander dieser Gruppenarbeit, das spannend ist. Hier nimmt er als Künstler unterschiedliche Rollen ein, diskutiert mit Setzer*innen, Lektor*innen, Grafiker*innen und Verleger*innen, die allesamt an dem Projekt beteiligt sind. Das Problem ist jedoch, dass der Kunstmarkt bekannte Namen favorisiert, d.h. Gruppenprojekte werden unter dem Namen des bekanntesten Mitgliedes (bei Künstlerbüchern eben oftmals der des/der Künstler*in und nicht die Namen der Grafiker*innen oder der Verleger*innen) vermarktet. Einige Künstlerbücher umgehen dies, indem sie sich sogleich als Galerieprojekt vermarkten, um den Gemeinschaftscharakter zu betonen und zu zeigen, dass ein sozialer Raum künstlerischen Ausdrucks hinter dem vermarkteten Namen steht.

Dombois erzählt, dass er besonders schätzt, dass Bücher offene Räume ermöglichen können, sei es, dass sie diese in sich selbst bieten oder sie in Textpassagen beschreiben. Und auch, wenn Künstlerbücher oftmals ein eher kleineres Publikum ansprechen, so haben sie doch eine verhältnismäßig große Reichweite, was das Vermitteln von Ideen angeht, denn sie können verliehen und weitergegeben werden und so ihren Inhalt einer Vielzahl von Interessierten zugänglich machen.

 

Vielfältige Auslage beim Merve Verlag Berlin. Impression von der “Friends with Books” im Hamburger Bahnhof am . Foto (c) Meike Lander.

Was mich neben der schieren Vielfalt an ausgestellten Büchern und Programmpunkten besonders begeistert, ist, wie unterschiedlich der Zugang zu dem Schnittpunkt von Kunst und Buch doch ausfallen kann. Es gab Verlage, die Bücher über bereits etablierte Künstler*innen und ihre Theorien verlegten – solche, die ihre Bücher als Kunstwerke begriffen, die von Künstler*innen oder Künstlergruppen gestaltet wurden – solche, die mit ihren Veröffentlichungen dazu beizutragen hoffen, junge und noch nicht etablierte Künstler*innen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und sogar Aussteller, die das Buch wortwörtlich als Kunstwerk begriffen und es als Ausgangsmaterial für ihre Werke nutzten. Zudem war erfreulich, wie entgegenkommend und gesprächsbereit die einzelnen Vertreter*innen hinter den Tischen waren. Ob man sich über die gegenwärtige Auslage informieren, über ein Buch diskutieren oder Fragen zu bestimmten Themen stellen wollte, überall entstanden kleinere Diskussionen und Unterhaltungen zwischen Besucher*innen und Standbesitzer*innen.

 

Auslage des Verlags The Paper Channel und Moriel Briller. Impression von der “Friends with Books” im Hamburger Bahnhof am . Foto (c) Meike Lander.

Nachdem also die anfängliche Schüchternheit überwunden war, wagte ich mich selbst vor und kam am Stand von The Paper Channel, einem Verlag mit Sitz in Tel Aviv, ein wenig ins Gespräch mit Moriel Briller, deren Werke ihr in den Fotos bewundern könnt. Sie hat das Straßenbuch-Projekt ins Leben gerufen: Überall in Berlin finden sich alte Bücher zur kostenlosen Mitnahme, manche in Hauseingängen deponiert, andere in U-Bahnstationen oder mitten auf der Straße in staubige Kartons gestopft. Moriel nimmt diese weit gereisten und alten Bücher mit und gibt ihnen eine neue Identität als cleveres Kunstwerk. Sie faltet die Seiten, sodass sich ein Symbol oder ein Wort ergibt, das zumeist auf den entsprechenden Buchinhalt abgestimmt ist. Um sie selbst zu zitieren: „Durch das Falten werden die Straßenbücher recycelt und bekommen eine neue Bedeutung – eine, die im Herzen der Menschen nachhallt.“

 

Buchskulptur von Moriel Briller. Impression von der “Friends with Books” im Hamburger Bahnhof am . Foto (c) Meike Lander.

Was mich an ihren Arbeiten besonders begeistert, ist, dass die Bücher dabei nicht zerstört werden, wie es bspw. beim Book Carving (also dem Schnitzen von Büchern) der Fall ist. Selbst nachdem Moriel ihre Buchseitenskulpturen gefaltet hat, sind die Bücher noch immer lesbar. Man kann sie quasi von ihrem Zustand als Kunstwerk zurück zum ursprünglichen Zustand als Buch bringen und umgekehrt.

 

Buchskulpturen von Moriel Briller. Impression von der “Friends with Books” im Hamburger Bahnhof am . Foto (c) Meike Lander.

Wer nun neugierig geworden ist und sich bereits verflucht, dass er zu spät von der Friends with Books erfahren hat, um sich Moriels Werke noch vor Ort anzuschauen – keine Sorge. Die Künstlerin ist in Berlin ansässig und stellt ihre Werke auch im SimplyMake Studio am Maybachufer 14 aus. In regelmäßigen Abständen gibt sie sogar Workshops, sodass man selbst zur Buchfalter*in werden kann.

Ich habe letzten Endes zwar keines von Moriels Werken mit nach Hause genommen, mich aber über zwei Neuanschaffungen zu Messepreisen freuen können.

Eine Sache ist mir allerdings doch aufgefallen, als ich über die Art Book Fair geschlendert bin: Einen Verlag, der die Kunst ins Kinderbuch bringt, den habe ich dort nirgends entdecken können. Und das, obwohl man sich ansonsten so darum bemüht, auch Programmpunkte für das junge Publikum zu schaffen. Vielleicht kann der Eichhörnchenverlag diesem Mangel ja in absehbarer Zeit einmal Abhilfe verschaffen.