Vom Bild zum Buch

Vom Bild zum Buch

Um ein Kunstwerk in unsere Bücher zu bringen, müssen wir es immer zuerst digitalisieren.

Bei DIE GESCHICHTE VON TUI-TIU von Gerda Kazakou gab es da kaum eine Entscheidung über die Digitalisierungstechnik zu treffen, weil das direkte Abfotografieren mit dem iPhone oder was auch immer gerade zur Hand ist, zum Arbeitsprozess der Künstlerin gehört und ihre äußerst flüchtigen Legearbeiten auch überhaupt nicht lager- oder gar transportfähig sind.

Bei den LANDTIEREN von Susanne Haun und Gerd Knappe und den MONSTERKINDERN von Niki Amann und Nina A. Schuchardt haben wir gute Erfahrungen mit Scans gemacht. Wir haben die Bilder dazu in der Staatsbibliothek zu Berlin scannen lassen. Der Scanner dort ist naturgemäß eigentlich für die Reproduktion von Büchern gedacht und eignet sich nicht für alle Bild- und Kunstformen.

Die Bilder für die KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER von Jesko Donst, das war schnell klar, mussten anders digitalisiert werden. Es handelt sich um Acryllasur-Malereien auf …. . Die aufgetragenen Farbschichten, auf jedem der Bilder sind zahlreich und hauchdünn. Manche der Pigmente, die der Künstler zum Mischen der Farben verwandt hat, entwickeln je nach Lichtfarbe und Einfallwinkel der Beleuchtung eine ganz erstaunliche Leuchtkraft. Den ganzen Zauber der Originale kann wohl keine Reproduktionstechnik erreichen, jedoch wir wollten es trotzdem möglichst gut machen.

Jesko Donst hatte bereits einige Erfahrungen mit Reproduktionen seiner Werke gemacht. Eine bisher bewährte Methode war gleichfalls ein Scanvorgang in einem bestimmten Geschäft in Berlin. Dies probierten wir zuerst aus. Leider waren wir nicht zufrieden. Die Farben wurden allzu stumpf, auch produzierte das offenbar in die Jahre gekommene Gerät Fehlstreifen auf den Bildern. Eine andere Lösung musste her.

Kunstreproduktionsfotografie ist an sich sehr teuer und für uns kaum bezahlbar. Ein Glück, dass wir Sergej Horovitz kennen! Sergej Horovitz (von welchem ich hier schon einmal geschrieben habe) ist nicht nur selbst ein großartiger Künstler, sondern eben auch Fotograf und ein Freund Jesko Donsts.

“Die besten Reproduktionen meiner Bilder bisher waren Fotografien von Sergej!”

Jesko Donst

FRÜHLING (c) Acryllasurmalerei von Jesko Donst. Reproduktion von Sergej Horovitz.

Sergej Horovitz erklärte sich bereit, die Bilder für unser Bilderbuch zu fotografieren und machte uns außerdem einen Freundschaftspreis. Dafür senden wir ihm unseren herzlichsten Dank! Seine Arbeit war ein wahres Glück für uns. Die Fotografien sind um Längen besser als die Scans und nun, da die Aushänger da sind, können wir sicher sein, dass wir ein hervorragendes Ergebnis erzielt haben. Wunderbar! 🙂

Heute am 1. März ist übrigen meteorologischer Frühlingsanfang. Vielleicht entdeckt ihr also in diesenTagen schon einige der oben abgebildeten Wesen auf euren Streifzügen!

Alle Bilder, die der Eichhörnchenverlag in seine Bücher bringt, entstehen als selbständige Kunstwerke. Sie entstehen entsprechend den Gewohnheiten der Künstler*innen mit den unterschiedlichsten Mitteln, Materialien und Formaten. Dies stellt uns mitunter vor eine Herausforderung, wenn es an die Digitalisierung der Kunstwerke geht.

Es geht darum, die Kunstwerke schonend zu behandeln und schadenfrei zu erhalten, dabei aber eine möglichst perfekte digitale Kopie zu erzeugen. Die Digitalisate müssen hochauflösend und in Formaten gespeichert sein, die für die grafische Weiterverarbeitung geeignet sind, weil wir wollen, dass euch kein Detail, kein Pinselstrich entgehen muss. Auch gilt es, Farbwerte verbindlich zu dokumentieren, weil jede Verschiebung der Grundtöne die ganze Stimmung eines Bildes verändern kann.

Wir haben besonders bei der Digitalisierung der Bilder zu unserem ersten Buch Landtiere einige Experimente und Recherchen angestellt, um dieses Problem zu lösen. Eine Möglichkeit wäre gewesen, eine*n professionellen Kunstfotograf*in zu engagieren. Damals wie heute fehlt dem Verlag jedoch das nötige Kapital diese zweifellos anspruchsvolle Arbeit zu bezahlen. Wir haben auch Versuche angestellt, die Bilder selbst zu fotografieren, konnten aber selbst mit dem hervorragenden Equipment Susanne Hauns kein letztendlich vollkommen zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Dann sind wir durch verschiedene Berliner Copyshops getingelt, aber jedes Gerät, jede neue Einstellung brachte ein neues Problem.

Eine Schwierigkeit ergab sich aus den Fotoelementen in den Collagen. Die glatte Oberfläche des Fotopapiers reflektierte das Licht des Scanners so stark, dass die Scans durch Überbelichtung punktuell unkenntlich würden. Auch hatten wir keine Möglichkeit die Farbwerte der Bilder verbindlich festzuhalten und bei manchen Geräten war nach dem ersten Scan bereits sichtbar, dass es dabei zu Verschiebungen kam. Manche der blasseren Farbflächen gingen auch gänzlich verloren, weil sie im Kontrast mit den viel kräftigeren und dunkleren Linien für die Geräte unsichtbar wurden. Kurzum der einfache Copyshop um die Ecke war nicht die richtige Lösung.

Fündig wurden wir zuletzt in der Staatsbibliothek zu Berlin. In beiden Häusern der Staatsbibliothek zu Berlin findet sich eine Niederlassung der BiblioCopy GmbH. Man ist dort naturgemäß insbesondere auf die Digitalisierung verschiedener Schriftdokumente und zum Teil empfindlicher und wertvoller Bücher spezialisiert, weshalb sich dort neben den klassischen Geräten, die man auch in jedem anderen Copyshop finden kann, auch hervorragende und für große Formate geeignete Overhead-Scanner finden. Mit diesen Geräten bekommen wir die detailgetreuen, hochauflösenden Bilder, die wir uns wünschen und das Scannen mit einem Farbkeil, um die genauen Farbwerte zu bestimmen ist auch kein Problem. Darum also bekommt ihr, wenn wieder einmal ein Projekt in die Digitalisierungsphase eintritt, gelegentlich Bilder aus der Stabi auf Instagram.

Ich bin heilfroh, dass ich die Stabi bereits ganz gut kannte, als der Eichhörnchenverlag gegründet wurde und darum schon wusste, dass sich dort neben vielem anderen auch der ein oder andere technische Schatz befindet und freue mich immer wieder, dass wir diese Möglichkeit gefunden haben.

Bisher haben wir auf diesem Wege die Landtierebilder, die Monsterkinderbilder und das erste Blatt für unseren dieses Jahr erscheinenden Adventskalender digitalisiert. Die Mitarbeiter bei BiblioCopy sind übrigens auch immer sehr nett und hilfsbereit. Dieses Mal wurde ich mit einem wunderbaren Kompliment über die Schönheit unseres Adventskalenderbildes und die tolle Technik entlassen. Da macht es dann auch gar nichts mehr, dass für die Fahrt nach Berlin ein halber Wochenendtag drauf gegangen ist und ich gehe mit Schwung an die weitere Arbeit am Projekt!

Adventskalender. Scan unbearbeitet mit Farbkarte. Collage (c) Maike Schuchardt.

Natürlich eignet sich diese Methode der Digitalisierung nicht für alle Kunstwerke, auch nicht für alle, mit welchen wir in unserer Verlagsarbeit zu tun haben. Gerda Kazakou hat ihre Bilder von Tui-Tiu zum Beispiel selbst digitalisiert. Das liegt zum einen daran, dass sie in Athen lebt und ich dort keine Mitarbeit anbieten konnte, zum anderen aber auch an ihrer Technik, die ohne Fixierung ihrer Legearbeiten auskommt und ihre Werke daher intransportabel macht, dafür aber immer deren direkte Dokumentation mit der Kamera oder dem Handy beinhaltet. Die Schwierigkeiten und Probleme, die diese Technik für uns mitbrachte, aber auch die Schönheit und Individualität, die darin liegen, sind Stoff für einen anderen Blogartikel.

Ein anderes Projekt, an welchem derzeit gearbeitet wird und dass wir im nächsten Jahr veröffentlichen wollen, beinhaltet Acryllasur-Malereien. Bei diesen Gemälden habe ich heute bereits Zweifel, dass sich der aufwendige Transport der Bilder in die Stabi oder an einen anderen ähnlich ausgestatteten Ort lohnen würde und auch daran, dass ein Scanner die glänzende Oberfläche der Bilder und auch deren aus der Lasurtechnik entstehende besondere Farbtiefe einzufangen imstande sein wird. Für diese Bilder werden wir uns wieder etwas Neues einfallen lassen müssen. Vielleicht versuchen wir es dann einmal mit professioneller Kunstfotografie. Wer weiß.