Ausstellungsempfehlung “Zeitenreise”

Ausstellungsempfehlung “Zeitenreise”

Heute eröffnet in Arneburg in der Kleinen Galerie im Rathaus die Ausstellung “Zeitenreise” von Elisa Brückner, die ihr schon von unserem Bilderbuch WINDKIND kennt.

Elisas Brückners Werk, das sich tänzelt zwischen den Feldern der Kunst und des Kunsthandwerks hin und her bewegt, ist geprägt von genauer und liebevoller Naturbetrachtung, großer Verbundenheit mit ihren Motiven, seien sie Mensch, Tier oder Pflanze, und den Elementen Wind und Wasser. Ihre Werke sind im besten Sinne des Wortes schön und berühren das betrachtende Auge mit Sanftheit, fast schon Zärtlichkeit.

Wir empfehlen euch unbedingt einen Besuch in der Ausstellung, sowie in ihrem Ladenatelier in Brandenburg an der Havel!

Einige von euch fragen sich sicher längst, wann endlich unser für 2021 geplantes Spielbilderbuch STADTSPAZIERGANG von Karoline E. Löffler erscheint. Vielleicht habt ihr schon entdeckt, dass es momentan gar nicht mehr bestellbar ist? Es ist eine lange Geschichte von einer schwierigen Reise…

Die Geschichte des STADTSPAZIERGANGs beginnt im Jahr 2018, als Karoline E. Löffler und ich uns zum ersten Mal trafen. Die Idee eines Bilderbuchs mit Stadtszenen, wie die Künstlerin, wie wir alle sie täglich erleben können, wenn wir durch die Städte unserer Wahl streifen, war schnell geboren. Wir wollten ein Bilderbuch, das das Leben in seiner Mannigfaltigkeit abbildet. Wir wollten die unterschiedlichsten Menschen in den unterschiedlichsten Umständen und Situationen darstellen. Die ersten Entwürfe waren bald erarbeitet.

Dann wollten wir noch weiter gehen. Wollten ein Bilderbuch, welches die Kinder nicht nur betrachten, sondern in welches sie eintauchen, in welchem sie ihre eigenen Lebenswelten nachempfinden, nachspielen könnten. So wuchs das Format (Der STADTSPAZIERGANG hat ein Format von 22 x 50 cm.) und die Idee von Spielfiguren und einem Spielbilderbuch war geboren.

Neun Personen – Kinder und Erwachsene – stellten uns Fotos von sich zur Verfügung, die als Zeichnungen genau jene charmant-lebendigen Figuren wurden, die wir uns für das Buch gewünscht hatten. Darüber hinaus entstanden einige Blankofiguren, damit jedes Kind später die Möglichkeit bekommen sollte, sich selbst oder eben eine Figur nach der ganz eigenen Vorstellung durch unsere fiktive Stadt spazieren zu lassen.

All das war ein langer Prozess, der nun längst abgeschlossen ist und wir sind zufrieden und stolz auf das Ergebnis, ABER:

Neben der inhaltlichen Entwicklung gilt es immer auch deren physische Umsetzung zu planen und die hatte es mit dem STADTSPAZIERGANG in sich. Wir sind froh und dankbar, mit der Druckerei Sachsendruck in Plauen einen Partner an unserer Seite zuhaben, der viel Erfahrung mitbringt, für das Medium Pappebuch brennt und immer bereit ist, auch die ungewöhnlichsten Vorschläge zu berücksichtigen und auszuprobieren. Zum Beispiel auch bei unserem Pappebuch WINDKIND, bei welchem wir unterschiedliche Kartonsorten verarbeiten und ihm so seine besondere Form zwischen Bilderbuch und Lyrikbuch geben konnten. Danke dafür! Und trotzdem war es kein leichter Weg. Zuerst dachten wir daran, ein Leporello zu machen. Das war aber wegen fehlender Maschinen für solch ein großes Format bald verworfen. Auch eine klassische Pappebuchbindung kam in der gewünschten Größe nicht infrage. Eine Drahtkamm- oder Wire-O-Bindung war genau das, was wir brauchten. Diese Bindung überzeugte uns, neben der Machbarkeit, wegen der großen Flexibilität. Unser 8-seitiges Pappebuch konnte damit tatsächlich vollständig aufgeklappt und zum Spiel als Kulisse aufgestellt werden. Die Stabilität der Seiten stellte uns trotzdem noch vor eine Herausforderung. Bei klassischen Pappebüchern werden immer zwei Kartonseiten gegeneinander geklebt, um so ein stabiles Blatt mit zwei bedruckten Seiten zu erhalten. Dieser Vorgang des Verklebens heißt Kaschieren. Mit diesem Verfahren erhalten wir in der Regel stabile Pappebücher, die für alle Anforderungen in den Händen kleiner Kinder gut gewappnet sind. Mit zunehmender Länge der Seiten werden diese aber trotzdem relativ flexibel oder weicher und wir beschlossen, eine dritte Pappe in die Seiten einzuarbeiten, ein Rückgrat gewissermaßen. Dies ist ein Verfahren, welches wir übrigens auch bei İDA’NIN YOLU / IDAS WEG angewandt haben. Dort allerdings wegen des kleineren Formats, mit geringerem Aufwand und auch aus anderen Gründen, die hier beschrieben sind. Sowohl für die Kaschierung im Format des STADTSPAZIERGANGS als auch die Wire-o-Bindung hat unsere Druckerei nicht die passenden Maschinen. Externe Unternehmen wurden darum beauftragt und genau da, ist nun das passiert, weshalb es den STADTSPAZIERGANG immer noch nicht im Handel gibt.

Die kaschierten Seiten haben sich gebogen. Natürlich war vor dem Druck ein Test durchgeführt und ein Dummy hergestellt worden. Kaschiert, geschnitten und gebunden, aber eben in Weiß, sah damit zunächst alles gut aus. Als die bedruckten Seiten aus der Kaschierung zurückkamen, war es dann aber doch anders. Sie alle sind gewellt.

Und nun? Wir wissen es nicht. Unsere Partner versuchen derzeit alles, um den Fehler zu beheben, ob das gelingt, wissen wir nicht. Sollte es nicht gelingen, könnten wir die gesamte Auflage nur als Defektexemplare mit ungewissen Aussichten auf Verkauf fertigstellen. Andernfalls wird der STADTSPAZIERGANG in der Form, auf die wir fast vier Jahre hingearbeitet haben, nie erscheinen. Es ist eine Entscheidung, die uns nicht leicht fällt.

80 Exemplare des STADTSPAZIERGANGs wurden übrigens trotzdem schon gebunden und zum Teil an jene Menschen verschenkt, die an der Entstehung desselben bis hierhin maßgeblich beteiligt waren. Sie wurden mit neugierigen und freudigen Händen entgegengenommen und es sind fraglos wunderschöne Spielbilderbücher, auf die wir stolz sind und an denen wir viel gelernt haben, es sind aber unleugbar auch krumme Hunde.

In unserer Gesellschaft haben es krumme Gurken schwer und ich fürchte, auch krummen Büchern geht es nicht anders. Was meint ihr? Würdet ihr einem krummen Hund ein Zuhause geben?

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

Die Osterferien sind nah und viele sind pandemiebedingt sowieso die meiste Zeit zu Hause. So auch wir! Wir werden die Ostertage nutzen, um wieder einmal viele Päckchen, Briefe und Karten an Freunde und Familie zu schicken, am liebsten natürlich auf unseren allerneuesten Neuzugängen im Kartensortiment und ihr?

Habt ihr unsere Klappkarten mit Collagen von Elisa Brückner und Gedichten von Gerd Knappe schon entdeckt oder die neuen Postkarten mit dem kleinen Löwen William von Karoline E. Löffler?

Schaut doch mal rein und dann schreibt mal wieder! 😉

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

Er ist oft nicht so aufregend und präsent wie das Titelblatt eines Buches oder die Rückseite, die uns mehr über den Inhalt des Buches verrät, aber das Erste, was wir von einem Buch im Bücherregal sehen und damit nicht minder wichtig: der Buchrücken.

Im heutigen Blogbeitrag widmen wir uns dieser schmalen Seite eines Buches, an der der Buchblock am Einband befestigt ist.

Journalistin Julia Rothhaas beschreibt den Buchrücken wie folgt: „Denn der Buchrücken ist der Agent zwischen Auge und Kopf, der uns ein Gefühl vermittelt – und nicht nur Titel und Autor nennt. Wir sehen kurz hin und haben auch nach längerer Zeit wieder ein Gespür dafür, wie die Lektüre war. Der Buchrücken ist wie das Loch, in das Alice im Wunderland fällt, die Eingangstür zu den bunten Welten dahinter und den Gefühlen, die wir beim Lesen hatten“.  (1)

Meistens enthält der Buchrücken den Autor, den Titel und den Verlag und ist auf gestalterischer Ebene eher zurückhaltend gestaltet, da an dieser Stelle die Fakten im Vordergrund stehen und das Auffinden des Buches erleichtert werden soll. Aufwändiger, vielleicht sogar mit einem Bild versehen, sind eher weniger Buchrücken, oft einfach wegen des fehlenden Platzes. Bei einer Dilogie, Trilogie oder anderen Mehrteilern, Schubern oder Sammelbandausgaben spielt das Design des Buchrückens eine größere Rolle. Sie sind oft zusammenhängend gestaltet oder sich in einigen Punkten ähnlich, sodass man sie als zusammengehörend ausmachen kann. (2)

Lange Zeit spielte der Buchrücken in der Geschichte des Buches keine Rolle. Im Mittelalter wurden die meist großen und schweren Bücher liegend aufbewahrt, der Rücken wurde sogar oft mit einer Vorrichtung versehen, die es erlaubte, das Buch anzuketten und vor Diebstahl zu schützen. (1) Da der Buchrücken verdeckt war, wurde der jeweilige Titel durch ein Stück Pergament oder Papier gekennzeichnet, welches an einem Band aus dem Buch heraushing. (3)

Mit der Erfindung des Buchdruckes kamen auch immer mehr Bücher in Umlauf und im 16. Jahrhundert reichte der Platz nicht mehr aus, um die Bücher wie bisher liegend aufzubewahren. Die Lektüre wurde aufgerichtet, allerdings erstmal mit dem Rücken nach hinten. “Die Bücher waren zum Schutz armiert, sie trugen Metallschließen”, sagt Andreas Wittenberg, Referatsleiter der Abteilung Historische Drucke der Staatsbibliothek zu Berlin. “Weil man sie daran auch gut aus dem Regal ziehen konnte, wurden sie mit dem Vorderschnitt, also den Seiten, in Richtung Betrachter aufgestellt.” Die Privatbibliothek entwickelte sich mehr und mehr zum Statussymbol und die Bücher wurden je nach Einrichtung, Geschmack und Geldbeutel vom Buchbinder gebunden, denn man kaufte nur den gedruckten Teil, nicht den Einband dazu. (1)

Der heute verbreitete Schutzumschlag, der das Bücherregal bunt und schön macht, kam erst Ende des 19. Jahrhunderts in Umlauf. Dieser wurde von den Bibliotheken tatsächlich oftmals entsorgt – er diente zu dem Zeitpunkt eben nur zum Schutz beim Transport und noch nicht als Werbemittel. (1)

Langsam wurde es dann doch üblich, in Kloster-, Palast- und in Handbibliotheken die Bücher in den Regalen mit dem Rücken nach vorne aufzubewahren. Bis ins 20. Jahrhundert wurden Buchrücken mehrheitlich aufwendig gestaltet und verziert, zum Beispiel mit Goldprägungen, Silberprägungen, Farbprägungen und Farblosprägungen oder Blindprägungen, handverzierten Ornamenten oder kostbaren Rückenvignetten. (4)

Autor, Titel und Verlag sind die wichtigsten Informationen, die uns der Buchrücken liefert. Wie diese allerdings auf dem Buchrücken angeordnet sind, unterscheidet sich stark voneinander. Eine verbindliche Norm für die Laufrichtung auf einem Buchrücken existiert in Deutschland, Österreich und der Schweiz beispielsweise nicht. (3) Die meisten Bücher im deutschsprachigen Raum werden allerdings von unten nach oben beschriftet, weil die Verlage davon ausgehen, dass der Großteil der Leser Rechtshänder ist und somit ein Buch mit der rechten Hand aus dem Regal nimmt und während der Suche nach einem Buch den Kopf nach links neigt. So sind die Titel im Regal schnell lesbar und der gewünschte Titel schnell gefunden. (5)

Bei englischsprachigen Werken ist es genau andersherum. Im Gegensatz zum linksdrehenden Längstitel wird hier beim rechtsdrehenden Längstitel der Titel von oben nach unten abgebildet. Man muss also bei einem im Regal stehenden Buch den Kopf nach rechts neigen, um den Titel lesen zu können. (4) Sind die Bücher dick genug, kann ihr Titel auch horizontal aufgebracht sein.

Ein Vorteil der angelsächsischen Variante ist, dass der Titel auch lesbar ist, wenn das Buch mit der Vorderseite nach oben flach im Regal liegt. Das Cover und der Text auf dem Buchrücken können also gleichzeitig gelesen werden. (5) Außerdem kann diese Variante sinnvoll sein, wenn die Lesbarkeit des Rücktitels wichtig ist wie auch bei buchähnlichen Publikationen wie einem Geschäftsbericht oder Katalog. Auch großformatige Publikationen wie Fotobücher profitieren von dieser Variante. (4)

Wie haben wir das nun im Eichhörnchenverlag gemacht? Da wir (bisher) keine Reihe und nur zwei zusammenhängende Bücher herausgebracht haben, nämlich die KLEINE VOGEL-WUNDERKAMMER plus Begleitbuch, sind unsere Buchrücken unterschiedlich gestaltet und dem Design und dem Format der verschiedenen Bücher angepasst. Was sich allerdings fast immer findet ist unser Logo, dass durch seine Form ziemlich perfekt Platz auf einem Buchrücken findet. Und man weiß immer, wo die Bücher des Eichhörnchenverlags im Regal stehen. Bis auf eine Ausnahme ist immer der Titel des Buches zu lesen, oft auch der Name des/der Künstler*in.

Bei den LANDTIEREN findet sich gar keine Schrift auf dem Buchrücken, da Titel- und Rückseite aus einem weiteren zusammenhängenden Bild von Susanne Haun bestehen und ein Aufdruck dieses Bild eher gestört hätte. Die eindeutige Gestaltung des Buches gibt auch so Auskunft darüber, um welches Buch es sich handelt. Bei einer unserer Neuerscheinungen, dem WINDKIND, haben wir zum ersten Mal mit Goldfolienprägung gearbeitet, die sich auch auf dem Buchrücken wiederfindet und diesen zu etwas ganz Besonderem machen.

Schaut doch auch mal in euer Bücherregal und entdeckt die Feinheiten der Buchrücken. Es gibt erstaunlich viel zu entdecken.

Beitragsautorin: Katharina Schulze

Quellen

1) Rothhaas, Julia: Umschlagplatz, 13. November 2015, unter: https://www.sueddeutsche.de/stil/buchruecken-umschlagplatz-1.2734411 (letzter Aufruf: 10.02.2021).

2) Merschmann, Yvonne: Ein schöner Rücken kann entzücken: Buchrücken, 26. August 2018, unter: https://seitenglueck.wordpress.com/2018/08/26/allgemein-ein-schoener-ruecken-kann-entzuecken-buchruecken/ (letzter Aufruf: 10.02.2021).

3) ZVAB – Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher: Rückblickend betrachtet – Von der Schönheit des Buchrückens unter: https://www.zvab.com/antiquarische-buecher/buchruecken.shtml (letzter Aufruf: 10.02.2021).

4) Beinert, Wolfgang: Buchrücken, 14. Mai 2020, unter: https://www.typolexikon.de/buchruecken/ (letzter Aufruf: 10.02.2021).

5) Michalski, Thomas: Haben Sie schon mal über die Ausrichtung von Buchrücken nachgedacht?, 19. März 2012, unter: https://thomas-michalski.de/2012/03/19/haben-sie-schon-mal-uber-die-ausrichtung-von-buchrucken-nachgedacht/ (letzter Aufruf: 10.02.2021).

Titelbild: Bücher des Eichhörnchenverlags. Fotografie: SH, (c) Eichhörnchenverlag.

Kurz vor Weihnachten machen wir mit dem heutigen Blogeintrag mal wieder einen Exkurs in die Kunstgeschichte und beleuchten eine besondere Mutter-Kind-Beziehung und die stillende Maria als Thema der Kunst.

Stillen ist für viele Menschen die erste Erfahrung von Nahrung, Intimität und liebevoller Beziehung. In der christlichen Ikonographie ist das Stillen in Gestalt der »Maria lactans« durch zahllose Andachts- und Gnadenbilder seit dem frühen Mittelalter bekannt. Hier wird die Brustweisung Mariens als klassisches Symbol ihrer Barmherzigkeit verstanden. (1) Das Motiv der Maria mit der unbefangen entblößten Brust mag manche durch seine Freizügigkeit überraschen, es findet sich aber quer durch die Kunst- und auch Religionsgeschichte. (2) Dürer, Cranach, Hans Baldung Grien, Jan van Eyck, Picasso, Gauguin oder Chagall – alle malten sie. Bis ins Heute hinein reichen die Darstellungsformen wie auch das Sinnbild von Correggios Madonna del Latte von Susanne Haun (Titelbild dieses Beitrags) zeigt. Auch in der Bildhauerei war die Maria ein beliebtes Motiv. Im Barock entstanden an Wallfahrtsorten Brunnen mit Marienfiguren, aus deren Brüsten das heilkräftige Wasser sprudelt, dem übernatürliche Kräfte zugesprochen wurden. So etwa Brunnen in Passau-Mariahilf oder in Rengersbrunn im Spessart – dort nennt man das klare Wasser auch „Liebfrauenmilch“. (3)

Die Idee von der göttlichen Milch in der christlichen Ikonografie geht zurück auf das alte Ägypten und das Motiv der Göttin Isis, die den Horusknaben stillt. Durch ihre Milch nimmt Horus göttliche Kräfte auf. (4) Zahllos sind die Darstellungen der Isis, die ihren Sohn auf dem Schoß hält, mit der linken Hand seinen Kopf stützend, mit der rechten ihm die Brust reichend. Häufig ließen sich Pharaonen selbst an Stelle von Horus abbilden, um an seiner statt an der göttlichen Brust zu trinken und so ihre irdische Macht göttlich zu legitimieren. Die göttliche Milch der Isis mache angeblich aus den Menschen Gottesmenschen. (5) Einen regelrechten Boom erlebte das Motiv im Mittelalter und Maria lactans, die stillende Gottesmutter, wurde zu einem eigenen Genre. (4)

Albrecht Dürer malte Maria und ihren Sohn in besonders liebevoller Weise mit seiner „Maria das Kind stillend“ von 1503. Maria hat auf dem Bild ihre Brust entblößt, der Sohn nuckelt friedlich daran, während er mit der linken Hand an der Kleidung der Mutter herumnestelt. Maria beugt ihr Haupt und lächelt, Dürer zeigt sie mit geöffnetem Mund und Zähnen, auch wenn sich das für die Zeit eigentlich nicht ziemt. Diese Darstellung verstärkt den Eindruck von einer einfachen Frau, die blondgelockt und mit leichtem Doppelkinn keine reine Schönheit ist. Dabei ist die Intimität des Christuskindes mit seiner Mutter auf Dürers Bild dieselbe, die der Betrachter selbst erfahren kann, wenn er die kleine Lindenholztafel betrachtet. Sie ist kleiner als ein DIN-A4-Blatt und man muss ihr ganz nah kommen, um alle Details sehen zu können. Ursprünglich konnte es gedreht werden. Auf der Rückseite ist eine Passage eines Marienhymnus zu lesen, die übersetzt lautet: „Nur die Jungfrau stillte mit ihrer vom Himmel her gefüllten Brust“. (6)

Im Spannungsfeld zwischen Göttlichkeit und Erotik, konkreter und mystischer Figur lebt die berühmte „Madonna von Melun“ des französischen Hofmalers Jean Fouquet, auch „Madonna Sorel“ genannt. Wahrscheinlich verbirgt sich hinter der blassen Gottesmutter die Geliebte Karls VII., Agnès Sorel. Dem hier eher desinteressiert wirkenden Christusknaben bietet sie ihre pralle Brust dar, von Intimität auf diesem Bild keine Spur. Das Gemälde wirkt mehr wie ein Standesporträt, auf dem die Frau ihre körperlichen Vorzüge präsentiert denn wie ein Andachtsbild. Andere Darstellungen zeigen sie bei Jean-Laurent Mosnier als Rokoko-Dame, bei Gauguin als tahitianische Naturschönheit, bei Paula Modersohn-Becker als Frau vom Land, die in ihrer vollkommenen Nacktheit wieder zur Urmutter wird. (4) Ein sehr modern erscheinendes, eigentlich aber barockes Mutterbild ist die Madonna von Theodor van Thuldens: Diese wendet sich nicht dem Kind zu, sondern einem Buch. (7)

Neuere Darstellungen gibt es von Picasso, Gauguin, Chagall, Armin Horovitz oder Michael Fuchs. Auch Susanne Haun als Künstlerin des Eichhörnchenverlages hat sich dem Sujet angenommen und eine Interpretation der Madonna del Latte von Correggio gezeichnet, die auch in der in Kürze erscheinenden Broschüre SUSANNE HAUN |WERKSCHAU 2013-2020 zu bestaunen ist. (8)

Neben der Intimität des Stillens, der engen Verbindung von Mutter und Kind, kommt den Mariendarstellungen noch eine andere Bedeutung zu. Denn Maria ist zugleich himmlische Mutter und irdische Ernährerin. Das Stillen symbolisiert somit auch, dass ihr Sohn ganz Mensch ist – und damit abhängig von Menschenmilch. Das hilflose, auf den Leib Mariens angewiesene Kind ist der menschgewordene Gott. (5)  

In der Antike war es noch vonnöten gewesen, die Göttlichkeit des Menschen Jesus von Nazareth festzuschreiben. Maria kam dabei die Rolle der „Gottesgebärerin“ zu. Diese Sichtweise war bis ins späte Mittelalter hinein selbstverständlich. Neuen Frömmigkeitsbewegungen ab dem 14. Jahrhundert erschien es nun sinnvoll, die andere Seite hervorzuheben. Christi Menschlichkeit wurde wiederentdeckt, um einen unmittelbareren Bezug zu Gott zu finden. Deshalb gewannen Bilder der stillenden Maria an Bedeutung, die nun die enge Beziehung Jesu zu seiner Mutter hervorhoben. (6) Sie zeigen auch die besondere Innigkeit, die in der Beziehung zwischen Mutter und Kind entstehen kann.

Beitragsautorin: Katharina Schulze

Wir gehen in die Winterpause und sind im Januar wieder mit frischen Ideen, spannenden Blogartikeln und bunten Posts für euch da. Eure Bestellungen packen und versenden wir natürlich weiterhin umgehend, damit euch der Bilderbuchstoff auch im Lockdown nicht ausgeht!

Der Eichhörnchenverlag wünscht euch allen eine frohe Weihnachtszeit. Macht es euch trotz der aktuellen Lage schön und startet gut ins neue Jahr!

PS: Unsere Neuerscheinungen warten nur darauf, euch die Zeit zu Hause zu versüßen.

(c) Titelbild: Susanne Haun: EIGENE INTERPRETATION DER MADONNA DEL LATTE NACH CORREGIO | 2019 | 50 x 65 | Tusche auf Büttenpapier | Zeichnung | WZ–Nr. 2019.11.19.0001.

Quellen

(1) Gras, Claudia: Maria lactans Die Stillende in der Kunst, unter: https://www.altertuemliches.at/termine/ausstellung/maria-lactans-die-stillende-der-kunst (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(2) Wiener Dommuseum: Sonderschau über “Maria lactans”, 12. November 2009, unter: http://www.kath.net/news/24527 (letzter Aufruf:17.12.2020 )

(3) Feldmann, Christian: Sehnsucht nach dem zärtlichen Gott, 11.01.2019, Unter: https://www.dw.com/de/sehnsucht-nach-dem-z%C3%A4rtlichen-gott/a-47047069 (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(4) Kuhn, Nicola: Stillende Frauen in der Kunst: Öffentliches Stillen: erlaubt in Kirchen und Museen, 28.02.2016, unter: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/stillende-frauen-in-der-kunst-oeffentliches-stillen-erlaubt-in-kirchen-und-museen/13022796.html  (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(5) Danzer, Claudia: Marias Milch – ein unwichtiges, aber witziges Thema der Theologie, 30. April 2018, unter: https://y-nachten.de/2018/04/marias-milch-ein-unwichtiges-witziges-thema-der-theologie/ (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(6) Pollmer-Schmidt, Almut: Bild des Monats: „Maria das Kind stillend“ von Albrecht Dürer, 22.12.2013, unter: https://blog.staedelmuseum.de/bild-des-monats-maria-das-kind-stillend-von-albrecht-durer/ (letzter Aufruf: 17.12.2020 )

(7) Kunst und Kultur: Die Milch der höchsten Mutter. “Maria lactans” als Thema des Wiener Dommuseums, 23. Dezember 2009, unter: https://www.derstandard.at/story/1259282621343/die-milch-der-hoechsten-mutter (letzter Aufruf: 17.12.2020)

(8) Haun, Susanne: Mein Sinnbild von Correggios Madonna del Latte – Zeichnung von Susanne Haun, 14.September 2020, unter: https://susannehaun.com/2020/09/14/mein-sinnbild-von-correggios-madonna-del-latte-zeichnung-von-susanne-haun/ (letzter Aufruf: 17.12.2020)

Die neuesten Bücher des Eichhörnchenverlags nehmen uns mit in die bunte Welt des kleinen Löwen William und auf eine Reise mit der schönsten Naturgewalt der Welt.

Pünktlich zu Weihnachten – und nun leider auch zum neuen Lockdown – sind unsere neuesten Bilderbücher KLEINER LÖWE WILLIAM von Karoline Elke Löffler und WINDKIND von Gerd Knappe und Elisa Brückner erschienen. Habt ihr sie schon entdeckt?

KLEINER LÖWE WILLIAM – Ein ganz normaler besonderer Tag

Der kleine Löwe William in der Badewanne (Ausschnitt), aus dem Bilderbuch KLEINER LÖWE WILLIAM (c) Collage von Karoline E. Löffler.

Das Bilderbuch KLEINER LÖWE WILLIAM von Karoline E. Löffler ist ein Silent Book (ohne geschriebene Worte) mit hohem Identifikationspotential schon für die Allerkleinsten.

In ganzseitigen Collagen lässt es die Betrachter*innen ganz nah am Alltag des kleinen Löwen William mit seinen kleinen und großen Abenteuern teilhaben. Die Worte und Geschichten zu den Bildern kann jede*r immer wieder neu für sich erfinden. Gerade im gemeinsamen Betrachten der Bilder entsteht so ein besonderes und inniges Erlebnis, verbunden mit einer Einladung zur Reflexion des eigenen Alltagserlebens.

WINDKIND – Eine imaginierte Reise mit dem Wind

Kind und Baum im Wind (Ausschnitt), aus dem Bilderbuch WINDKIND (c) Collage von Elisa Brückner.

In einer Zeit, in der das Reisen momentan fast unmöglich ist und wir in unser wohliges Daheim verbannt sind, nimmt uns das WINDKIND mit auf seine Reise und lässt uns alles sehen, was auch dem Wind vor die Augen weht:

„Wo er alles war / Was er alles sah / Wohin weiß nicht woher / Woher weiß nicht wohin / Streicht übers Land / Vagantengleicher / Wilder Windig Landstreicher […]”

Das Pappebuch WINDKIND vereint die beiden Genres Bilderbuch und Lyrikband zwischen zwei Buchdeckeln.
Vorn entfalten die tief-träumerischen Collagen der in Zernitz aufgewachsenen Künstlerin Elisa Brückner, begleitet von dem Kinderohren eingängigen Gedicht „Ein Drache im Wind ein Kind“ von Gerd Knappe, ihren ganzen Zauber.
Hinten im Buch erforscht Gerd Knappe in vier Gedichten mit dem gemeinsamen Titel „WILDER WINDIG – 4 Arten vom Wind zu schreiben“ die Spielarten des Windes noch einmal ausführlicher in lyrischer Form.
Dieser Dualität der Genres Bilder- und Lyrikbuch wird im WINDKIND auch mit der Wahl und Verbindung zweier Kartonsorten Ausdruck verliehen. Eine echte Besonderheit und ein Hingucker für Freunde der Buchkunst.

Beitragsautorinnen: Katharina Schulze und Nina A. Schuchardt

Manchmal muss man einfach raus, etwas Neues sehen und die eigenen vier Wände hinter sich lassen. Mich hat es zuletzt in unser Nachbarland Dänemark gezogen.

Dabei hat mich während der Reise nicht nur die große Familienschar samt zwei kleiner Wirbelwinde ordentlich auf Trab gehalten, auch das zauberhafte Meer hat mich wieder einmal komplett in seinen Bann gezogen.

Immer wenn ich an die See fahre, renne ich als erstes einmal die Dünen herunter an den Strand und schaue hinauf auf die große Weite, lausche dem Rauschen der Wellen und lasse mir den Wind um die Nasenspitze wehen. Dann fühle ich mich:

„Schwerelos aufgehoben | Einem Adler Engel gleich“.

Diese schönen Worte hat Gerd Knappe gefunden und zusammen mit Elisa Brückner unser neues Bilderbuch WINDKIND gemacht.

Seid ihr auch so begeistert vom Meer? Schreibt uns gern!

Beitragsautorin: Katharina Schulze

Buchmesse online. Geht das?

Wir versuchen es jedenfalls. Seit dem 4. November schon und noch bis zum 8. November läuft gerade die Onlinebuchmesse 2020. Die Onlinebuchmesse wurde bereits vor ein paar Jahren als reine Netzveranstaltung konzipiert. Navigiert wird auf dieser Messe mittels Hashtags, insbesondere auf den gängigen Social Media Plattformen. Uns findet man etwa über die Hashtags #OBM2020 und OBM2020Halle2. Jeder Tag steht unter einer anderen thematischen Überschrift. Gestern zum Beispiel haben wir uns für euch über unsere Backlist und Neuerscheinungen die Finger wund getippt.

Die Onlinebuchmesse war für uns auch ein Anlass noch einmal ein kleines WINDKIND Video für euch aufzunehmen. Habt ihr es schon gesehen?

Mich würde interessieren, wie ist das bei euch, die ihr hier diesen Blog lest? Welche sozialen Medien benutzt ihr und macht es euch Spaß an Veranstaltungen im digitalen Raum teilzunehmen? Wie müssen solche Veranstaltungen beschaffen sein, damit sie euch interessieren?

Schreibt uns doch mal! 🙂

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

Viel ist los in diesen Tagen!

Die Frankfurter Buchmesse 2020 (FBM), die lange hoffte, trotz Pandemie irgendwie wenigstens mit etwas Publikum stattfinden zu können, hat sich nun doch ganz auf den digitalen Raum verlegen müssen und bietet dort noch bis in das Wochenende hinein ein vielfältiges Programm an Lesungen, Diskussionen und Gesprächen.

Es ist durchaus unwirklich, durch diese immaterielle Messe zu stöbern. Messe-Feeling? Na ja. Trotzdem ist es spannend, denn die Inhalte bleiben gut und aktuell, regen zum Nach- und Weiterdenken an und es formt sich die Erkenntnis, dass wir in den Zoom-Konferenzen vor unseren heimischen Endgeräten doch irgendwie auch alle gleich aussehen. Unnahbar und doch menschlich.

Im Eichhörnchenverlag freuen wir uns insbesondere, dass sich die Messe mit der Verlegung in den digitalen Raum und durch umfangreiche Fördermittel aus dem Staatsministerium für Kultur und Medien für zahlreiche auch kleine Buchverlage und andere Unternehmen der Branche, die sich die FBM sonst vielleicht nicht leisten können, öffnen und einen kostenlosen Eintrag ins Ausstellerverzeichnis einrichten konnte. Auch der Eichhörnchenverlag ist dort zu finden.

Lange bevor entschieden war, ob und wie die FBM in diesem Jahr stattfinden würde, hatte sich die Kampagne #starkfürsbuch (initiiert vom Kindermann Verlag), die uns schon über die Absage der Leipziger Buchmesse im Frühjahr hinweg tröstete, entschieden, auch im Oktober wieder ein Programm auf die Beine zu stellen. Es ist fantastisch zu sehen, wie viele unterschiedliche Ideen die Kolleginnen und Kollegen dazu gesammelt haben und zum Schluss wird auch wieder ein Buchpaket verlost werden! Wir tragen dieses Mal zwei kleine Lesungen bei, die ihr auf unseren Social Media-Kanälen (Instagram, Twitter, Facebook, YouTube) und hier findet.

Wir wünschen euch ein schönes und bibliophiles Wochenende!

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

Heute ist wieder Globaler Klimastreik.

Wir vom Eichhörnchenverlag gehen dieses Mal aus diversen Gründen nur in Gedanken mit auf die Straße, aber wir haben uns den Streik zum Anlass genommen, in dieser Woche wieder einmal die Klimabilanz des Verlags und besonders die Bilanz unserer Website unter die Lupe zu nehmen und zu verbessern. Unter anderem haben wir hierfür den kostenlosen E-Mail-Kurs von Laboratorium für Nachhaltigkeit in Anspruch genommen, der uns mit einigen Tipps rund um Analyse und Verbesserung unserer Website im Sinne der Nachhaltigkeit versorgt hat. Wenn ihr selber eine Website betreibt, ist das für euch vielleicht auch interessant.

Was wir sonst schon tun und noch vorhaben auf unserem Weg zu Klima-positivem und nachhaltigem Wirken könnt ihr hier nachlesen.

Wisst ihr überhaupt schon, dass unsere beiden Neuerscheinungen WINDKIND und KLEINER LÖWE WILLIAM klimaneutral gedruckt werden? Dass das durch eine Kooperation der Druckerei SachsenDruck GmbH mit dem CO2 kompensierendem Unternehmen Climate Partner GmbH jetzt möglich ist, ist uns wirklich ein Fest!

Die Bilderbücher WINDKIND und KLEINER LÖWE WILLIAM könnt ihr übrigens jetzt schon vorbestellen. Wir schicken sie dann pünktlich zum Weihnachtsfest zu euch nach Hause!

Nina A. Schuchardt