Dürfen wir vorstellen? Jesko Donst

Dürfen wir vorstellen? Jesko Donst

Es macht mir besondere Freude, heute einen neuen großartigen Künstler in den Kreisen des Eichhörnchenverlags vorzustellen. Im Sommer des letzten Jahres hatte ich das Vergnügen den Künstler Jesko Donst bei einer Ausstellung, die ich mitgestalten durfte, persönlich kennenzulernen. Der untenstehende Text entspricht im Wesentlichen meiner damals gehaltenen Eröffnungsrede, hat seither jedoch nichts an Bedeutung und Richtigkeit verloren.
Während wir in Vorbereitung der Ausstellung gemeinsam die Bilder hängten und besprachen, ist mir sehr deutlich geworden, dass in jedem einzelnen von ihnen ein immenses Maß an stiller, ehrlich interessierter Beobachtung sowie Achtung und emotionaler Anteilnahme steckt, welche Jesko Donst einem jeden Lebewesen zuteil werden lässt. Das war sehr beeindruckend. Dass ich mit ihm ein Bilderbuch machen wollte, stand zu diesem Zeitpunkt jedoch ohnehin schon außer Frage und ich freue mich, dass er sich dieser Aufgabe gern angenommen hat!
Das Bilderbuch erscheint voraussichtlich im Jahr 2019 und wird sich mit einigen bei uns heimischen Vögeln und anderen Lebewesen beschäftigen, soviel sei verraten. Details zum Buch folgen in den nächsten Wochen!

 

Jesko Donst ließ sich in Meißen und Berlin zum Porzellanmaler ausbilden. Hierin findet sich eine technische Wurzel, die sich in seiner Methode, aber auch in der Wahl und Behandlung seiner Motive widerspiegelt. Seine Arbeiten sind geprägt von einem hohen Grad an technischer Präzision und Perfektion. Mit haarfeinen Pinseln und zeitaufwändigen, hauchdünnen Lasuren schafft er Bilder, die alle Details ihrer Vorbilder wiederzugeben scheinen.

Eine bildhistorische Referenz kann in der niederländischen Stilllebenmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts, besonders Wald- und Blumenstillebenmalerei, gefunden werden.
Die Niederlande wurden im 17. Jahrhundert zu einer der wichtigsten See- und Wirtschaftsmächte und oft genug dienten die Stillleben dieser Zeit dazu, den neugewonnen Reichtum, die aus allen Teilen der Welt – zum Beispiel in Form von Tulpenzwiebeln – herbeigebrachte Pracht zur Schau zu stellen. In gewissem Maße finde ich diese Gedanken auch in den Bildern Jesko Donsts.

Seine Lust am Schauen, an der Fülle und Schönheit der Natur ist seinen Bildern leicht anzusehen, jedoch wenn wir genauer hinsehen, sind es seltener die Exotika, die er uns vorführt. Vielmehr demonstriert er uns die Schönheit unserer uns alltäglich umgebenden Fauna und Flora.

“Pirol” von Jesko Donst. Acryllasur, 2011. Privatbesitz. (c) Jesko Donst.

Auf dem hier gezeigten Bild („Pirol“ 2011, Acryllasur) beispielsweise, sehen wir einen Pirol mit einer Kirsche am Schnabel, der auf einem Granatapfel steht. Der Granatapfel ist eine exotische Frucht und mit vielen historischen und symbolischen Konnotationen, insbesondere Fruchtbarkeits-, aber auch Frömmigkeitsreferenzen verknüpft. In diesem Bild aber ist die Schnecke viel interessanter, welche ihn sich erobert. Sie ist eine gewöhnliche Bänderschnecke, wie wir sie in unseren Gärten finden können. In der Art, wie sie hier als Eroberin des Granatapfels ins Bild gesetzt ist, können wir ihr aber eine viel größere Bedeutung als der Frucht beimessen, wie sie ja auch in unserem alltäglichen Umwelterleben tatsächlich eine viel größere Bedeutung innehat.

Die Bilder Jesko Donsts haben auch eine wichtige erinnernde und moralisch appellierende Funktion. Viele der gezeigten Vögel und anderen Tiere sind in Notsituationen. Seien es ganz konkrete persönliche Notsituationen oder sei es die Not, in welche ihre ganze gefährdete oder bedrohte, vielleicht schon ausgestorbene, Art geraten ist. Immer wieder tauchen manche bedrohten und fast schon ganz verschwundenen Arten in seinen Bildern auf, so wie die Großtrappe zum Beispiel. Wehmut, Mahnung und Traurigkeit schwingen in diesen Bildern mit.

Es sind aber nicht nur Tiere, von denen diese Bilder sprechen. Sie sprechen auch von den Menschen, von uns Betrachtern, von dem Künstler selbst, als Liebhabern und Bewunderern dieser natürlichen Schönheit und Vielfalt und auch von uns Menschen als den Zerstörern derselben.

Zum Abschluss möchte ich noch aus einem Kinderbuch zitieren, welches viele kennen und schätzen werden, denn eines ist mir noch aufgefallen, als ich einmal das Vergnügen hatte, bei einer Ausstellung Jesko Donsts mitzuwirken: Zu jedem Bild, zu jedem Vogel, jeder Feder gibt es ein konkretes Vorbild, ein Gesicht, eine besondere Geschichte. Jesko Donst hat alle seine Motive gezähmt.

 

»„Wer bist du?“ sagte der kleine Prinz. „Du bist sehr hübsch …“
„Ich bin ein Fuchs“, sagte der Fuchs.
„Komm und spiel mit mir“, schlug ihm der kleine Prinz vor. „Ich bin so traurig …“
„Ich kann nicht mit dir spielen“, sagte der Fuchs. „Ich bin noch nicht gezähmt!“
„Ah, Verzeihung!“ sagte der kleine Prinz.
Aber nach einiger Überlegung fügte er hinzu:
„Was bedeutet das: ‘zähmen’?“
[…]
„Das ist eine in Vergessenheit geratene Sache“, sagte der Fuchs.
„Es bedeutet: sich ‘vertraut machen’.“
„Vertraut machen?“
„Gewiß“, sagte der Fuchs. „Du bist für mich noch nichts als ein kleiner Knabe, der hunderttausend kleinen Knaben völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebenso wenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt …“«

Antoine de Saint-Exupéry in „Der kleine Prinz“

Mit unseren Liebling DIY-Kreativköpfen von muckout.de und der Patent-Papierfabrik Hohenofen starten wir kurz vor Ostern in die Veranstaltungssaison. Es erwarten eure Kinder und euch unter Anderem allerlei bunte Bastelvorschläge von Ostereiern bis zu Osterhasenmasken und Platz genug für eigene Ideen, natürlich alles mit und aus unseren Lieblingswerkstoffen Papier und Pappe.

Wir freuen uns auf euch!

Fröhliches Osterbasteln in der Patent-Papierfabrik Hohenofen. Plakat.

Ich freue mich sehr, euch heute eine neue Künstlerin im Reigen der Künstler*Innen im Eichhörnchenverlag vorstellen zu können. Maike Schuchardt hat ihren künstlerischen Weg zunächst in den klassischen Medien der Zeichnung und Malerei, oft mit impressionistischen Anleihen, begonnen. Etwas später entdeckte sie die Collagetechnik für sich, experimentierte mit abstrakten Materialcollagen – oft unter Verwendung von Naturmaterialien, wie Muscheln, Hölzern und Federn sowie Papierelementen – und erfand dann ihre eigene fantastische Figurenwelt in Papiercollagen, wenngleich das Spiel mit den verschiedensten Materialkombinationen immer grundsätzlicher Teil ihrer Arbeit geblieben ist. Die Bildsprache Maike Schuchardts arbeitet mit opulenter Farbigkeit, die sich bis auf die Bilderrahmen erstreckt und großer Vielfältigkeit mit Potenzial für Betrachterentdeckungen in jedem Bild, jeder Figur, die sich auch aus der Collagetechnik ergibt.
In ihren jüngeren Bildern arbeitet sie wiederum vermehrt mit Verzahnungen der Techniken Malerei, Zeichnung und Papiercollage.

Des Weiteren möchte ich euch nicht verschweigen, dass Maike Schuchardt ein weiteres wichtiges Standbein im Bereich des Kunsthandwerks hat. Holzspielzeug, Stofftiere, Keramikgeschirr, Spiegel und Kerzenhalter aus verschiedenen Materialien finden sich unter anderem in ihrem Repertoire.

Besonders herauszuheben sind auch ihre zum Teil begehbaren und bespielbaren Arbeiten, mit denen sie ihre Bildsprache Kinderspielen zur Verfügung stellte.

Adventskalender in Arbeit. Zwischenstand. (c) Maike Schuchardt.

Nach der Weihnachtszeit ist vor der Weihnachtszeit!

Für den Eichhörnchenverlag arbeitet Maike Schuchardt derzeit an einem Adventskalender für die Weihnachtszeit 2018. Auf einen Zwischenstand könnt ihr hier schon einmal einen Blick erhaschen. Außerdem arbeitet sie derzeit an einem Wimmelbilderbuch. Wir dürfen gespannt sein!

Wenn eines zum anderen führt, wenn sich Dialoge entwickeln, wenn aus einzelnen Gedankenmomenten metamorphierende Pfade werden und sich Knackpunkte entwickeln, denen man nachgehen und auf den Grund fassen möchte, dann habe ich das Gefühl, mit meiner Arbeit etwas richtig gemacht zu haben. Der folgende Text ist ein Teil eines solchen Prozesses. Er ist als Reaktion auf den KunstSalon im Atelier Susanne Hauns und den letzten Beitrag in diesem Blog entstanden. Ich danke dem Autor Gerd Knappe herzlich dafür, dass er einige seiner Gedanken über die Möglichkeiten und Grenzen geschriebener Worte in dieser Form für uns erfahrbar gemacht hat sowie für die Erlaubnis, sie hier zu veröffentlichen.

 

BilderBuchSalon

von Gerd Knappe

 

BilderBuchSalon

Beim Kunstsalon im weddinger Atelier von Susanne Haun,
in dem Nina Alice Schuchardt ihren Eichhörnchenverlag vorstellte
und beide mit ihren Gästen über ‚Das Kunstwerk im Bilderbuch‘ sprachen,
fragte eine Frau, für wen und welche Altersgruppe ich meine Texte denke.

Was konnte ich schon sagen, als dass ich für Jung und Alt gleichermaßen schreibe,
wenn ich für Kinder schreibe, es nur schwieriger wird.

Kinder haben ein ganzheitliches Weltbild, was Entwachsene getrennt sehen,
gehört für Kinder zusammen.

In Überlieferungen der Völker,
sitzen Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Greise
zusammen beim Erzähler,
folgen seinen Worten und Gesten,
und erfahren, was Worte sagen,
was Erzählung sein kann,
erleben sich und die Geschichte miteinander,
auf dem Hintergrund ihrer Erfahrung.
Mit ihr wächst die Einsicht
und das Verständnis für das,
was Worte sagen, zeigen, sind.

Die Natur gehört sich selbst.
Wie könnten Worte sie beschreiben?
Die geschriebenen Worte gehören dem Beschriebenen.
Das ist es, was einen SchreiberErzähler essentiell ausmacht.

Erst geschieht etwas mit ihm. Dann spricht etwas aus ihm.
Aus Geschehen Gesehenem Gesprochenem Geschichte werden kann.

Der Natur folgend, versucht er Leben in seiner Vielfalt,
mit einfachen Worten, das Erfahrbare zu zeigen.

Das Schwierigste dabei, ohne Absicht zu sein,
so dass sich die Sache selbst zeigen kann.

Erfahrung macht Erfahrung,
von einem Menschsein ins Nächste.
Mit dem Flügelschlag eines Schmetterlings
beginnt es immer wieder.

Ein Schreiber hat 26 Buchstaben. Ein Maler nutzt die Farbtöne der Welt.
Was ständig im Wandel ist, dem kann man sich nur annähern.

Fällt einem ein Wortspiel ein,
bleibt es im Vergleich zur Erfahrung klein.

Am Dienstagabend dieser Woche durfte ich als referierender Gast den 15. KunstSalon bei Susanne Haun mitgestalten. Sie hat, wie folgt, auf ihrem Blog darüber berichtet. Mir bleibt dem kaum etwas hinzuzufügen, außer einem herzlichen Dankeschön an alle Gäste dieses Abends. Vielen Dank! Die facettenreiche Diskussion in der großen Runde, wie auch die vielen kleineren Gespräche am Rande haben mir große Freude gemacht und zahlreiche Impulse mit auf den Weg gegeben.

Dank für die Einladung geht außerdem an Susanne Haun, die eine wunderbare Salonnière ist. Ich freue mich auf ein sicher wiederum spannendes Programm ihres KunstSalons im neuen Jahr!

Susanne Haun

Das Kunstwerk im Bilderbuch – Bericht vom 15. KunstSalon am Dienstag – Gast Nina Alice Schuchardt bei Susanne Haun

Posted in Salon by Susanne Haun on 15. November 2017

 

Ruhe vor dem Sturm - KunstSalon am Dienstag bei Susanne Haun (c) Foto von M.Fanke

Ruhe vor dem Sturm – KunstSalon am Dienstag bei Susanne Haun (c) Foto von M.Fanke.

 

Beim gestrigen Kunstsalon kamen viele Besucher, die sich für Ninas Verlagskonzept interessierten. Es entstanden interessante Diskussionen darüber, wie Nina die Künstler und Bilder für ihre Bücher auswählt. Inzwischen hat sie schon einiges an Feedback von Käufern und Buchhandlungen zum Buch Landtiere erhalten. Besonders beeindruckend finde ich, dass sie erhaltene Kritik bedenkt und dann entscheidet, welche sie für gut hält und annimmt und welche für sie und ihr Buch-Konzept nicht passt. Mit ihrer (äußerlich) ruhigen Art arbeitet sie zielstrebig, das zweite Buch Monsterkinder (siehe hier) liegt schon im Probedruck vor und ein drittes Buch ist im Entstehen.  Dabei übernimmt sie ökologische Verantwortung (siehe hier) bei der Produktion ihrer Bücher.

Es gab viele Fragen, auch wie die Künstler*innen für die Bücher „produzieren“ ohne sich selber zu vergessen. Hier kann ich sagen, dass Nina mir Raum beim Erstellen der Illustrationen für das Buch Landtiere gelassen aber doch auch eine Auswahl getroffen, die sie für passend gehalten hat.

Als Überraschungsgast durften Nina und ich Gerd Knappe begrüßen. Er hat die Texte zu den Landtieren geschrieben. Es lohnt sich auf seiner Homepage (siehe hier) zu stöbern und in seine Texte einzutauchen. Er schrieb die Texte, ohne vorher meine Arbeiten gesehen zu haben. Er schrieb so, dass Leser jeden Alters angesprochen sind – die Eltern, die Kinder und die Großeltern sowie Geschwister.

Ich habe in den Buchhandlungen oft als Feedback den Hinweis erhalten, dass das Buch sehr anspruchsvoll ist. Aber darf ein Kinderbuch nicht auch anspruchsvoll sein?

 

Der Geruch neuer Bücher durchzieht unser Haus! Es ist ein schöner Geruch voller Aufregung und dem Gefühl einen großen und wunderbaren Schritt getan zu haben. Es ist ein Geruch, der sehr sehr glücklich macht und ein guter Anlass, wieder einmal danke zu sagen!

Danke an Susanne Haun, Gerd Knappe und Thomas Lemnitzer, danke an Antje Rother und Katharina Schulze, danke an die (Buch-) Handlungen, die die Landtiere schon in ihr Sortiment aufgenommen haben oder angekündigt haben, dies tun zu wollen (z. B. Die Buchhandlung Steffen in Kyritz) und danke an die Menschen unter euch, die die Landtiere in ihr Haus eingeladen haben oder dies noch tun möchten.
Danke für euer Feedback, eure Reaktionen auf die Poesie Gerd Knappes, auf die Bildsprache Susanne Hauns, auf die Idee hinter der Verlagsgründung. Sie sind vielfältig und wertvoll und sie motivieren und zeigen die weiteren Wege auf.
Danke an die Kinder, die in diese Welt kommen, ihren nächsten Menschen ihre große und bedingungslose Liebe schenken und immer wieder inspirieren.
Danke auch an die wunderbaren Mitarbeiter der Druckerei SachsenDruck in Plauen, die wirklich super freundlich und hilfsbereit sind und an den LKW-Fahrer, der die Bücher gebracht und auch gleich mit uns abgeladen hat. Im wirklich sehr sehr schmalen Neuroddahn ist das nämlich gar nicht so einfach!

Danke an meine Familie. Die biologische, die gewählte, die gewachsene und die Verlagsfamilie!

 

Sehen wir uns am Samstag? Ich freue mich auf euch!

Ausstellungsplakat “Landtiere”, Kunstausstellung für Kinder.

Susanne Haun war nicht zum ersten Mal im beim Eichhörnchenverlag zu Besuch. Zum ersten Mal aber kam sie explizit zum Zeichnen. Kühe sollten es sein, denn Susanne zeichnet gern und auch relativ oft Kühe und so machten wir eine kleine Wanderung an den Nachbarswiesen mit all den schönen Tieren entlang. Susanne hat so ein ganzen Skizzenbuch gefüllt und ich durfte ihr beim Schauen und Aufnehmen zusehen und habe mich so selbst in Achtsamkeit geübt. Der Tag hat mich mit viel Ruhe und Zufrienheit zurückgelassen und auch mit der Gewissheit, dass Susanne Haun die absolut richtige Wahl für das Landtiere-Buch war. Einfach wegen der wertfreien Art, mit welcher sie alle Tiere betrachtet und bei jedem seine individuellen Eigenheiten schätzt und in ihre Zeichnungen einfließen lässt.
Vielen Dank für den schönen Tag, liebe Susanne.

Deutschlands Landschaften sind schön und vielseitig; letzte Woche war ich zu Gast bei Nina Alice Schuchardt vom Eichhörnchenverlag (siehe hier). Wir haben nicht nur über unser gemeinsames Projekt, das Bilderbuch Landtiere (siehe hier), gesprochen, sondern wir sind auch auf dem Deich der Jäglitz, die nah an Ninas Standort Neuroddahn (siehe hier) fließt, […]

über Wanderungen durch die Mark Brandenburg – zu Gast beim Eichhörnchenverlag — Susanne Haun

In dieser Woche war Antje Rother bei uns im Haus, um im direkten Dialog das Layout für die Landtiere zu entwickeln.
Im Sinne der Veranschaulichung und (haptischen) Begreifbarkeit wurde geschnitten, gelegt und geklebt. Ein Dummy entstand, der zwar noch nicht im eigentlichen Sinne schön, aber nichtsdestotrotz wegweisend ist.
Immer wieder kamen während des Prozesses verschiedene Fragen auf. Steht die Reihenfolge der Bilder unverrückbar fest? Können gelegentlich zusätzliche Zeilenumbrüche in die Verse eingefügt werden, um ihre Lesbarkeit, ihre Erfassbarkeit für das Auge zu verbessern, oder zerstört das die Poesie? Wie groß genau soll das Buch werden und was ist eigentlich der genaue Unterschied bei der Bindung eines Pappebuchs gegenüber der Bindung eines Papierbuches? Solche Fragen sofort und persönlich und zuweilen in größerer Runde besprechen zu können und nicht wie bisher auf das Telefon, E-Mail und WhatsApp zurückgreifen zu müssen, war ausgesprochen angenehm, fruchtbar und auch schneller. Außerdem war es hilfreich, die Originale betrachten zu können und so wurden Konzeptideen mit technischem Wissen und vielen unterschiedlichen Erfahrungen in Bezug auf die Wahrnehmung und Rezeption von Bildern und Texten verbunden. Viele Gedanken konnten so geprüft und bestätigt werden, manche wurden auch verworfen und ersetzt. Am Ende steht nun ein Musterbuch vor uns, dass Bildern und Texten gleichermaßen Platz in Form ganzer Seiten einräumt. Gedanken in der Richtung, die Texte „unauffällig“ in die Bilder zu integrieren oder Textseiten mit Bildfragmenten „zu schmücken“ haben wir leichten Herzens verworfen. So können beide Elemente ihre ganze Energie entfalten. Der Idee Kunst, die keine Illustration sondern eigenständiges Werk ist, in Bücher zu bringen, bleiben wir treu. Auch haben wir uns leicht auf eine einfache und schnörkellose Schrift (welche allerdings auch nicht genau die auf dem Dummy sein wird) verständigt, die die sprachliche Klarheit der Texte wiedergibt.

Gemeinsam mit Katharina Schulze sowie zuweilen unseren Kindern, Partnern und Freunden, waren wir zu vielen und haben unsere Arbeit dort gemacht, wo sie letztendlich ihre Früchte hintragen soll, nämlich mitten im (Familien-)Leben. Diese Form der dichten Zusammenarbeit erfordert viel Rücksichtnahme und Koordination von allen Beteiligten. Gleichzeitig ist es schön, die gegenseitige Befähigung und den daraus entstehenden Halt zu erfahren und für die Menschen, die uns die Wichtigsten sind, im Zweifel da sein zu können. Auch das gehört zum Eichhörnchenverlag, eine Arbeit zu machen, die schön und befriedigend ist und die uns wichtig erscheint, ohne dabei die Menschen zu vergessen, die wir lieben. Das Feedback, das uns unsere Kinder gelegentlich mitten im Arbeitsprozess geben, ist sogar oft ein besonders wertvolles, denn sie geben es direkt und ungefiltert an uns weiter und immerhin soll das Buch letztendlich vor allem ihnen gefallen und ihre Sprache sprechen.
Rundum zufrieden gehen wir nun entspannt in das Wochenende und wünschen euch allen ein fröhliches selbiges!

In der nächsten Woche schreibt an dieser Stelle wiederum Katharina Schulze und wird über textile Kunst im Allgemeinen und von ihren Eindrücken von der Textile Art Berlin (24. – 25. Juni 2017) im Besonderen berichten. Es wird sicher spannend!

Der Eichhörnchenverlag hat einen Wachstumsschub! Seit Anfang dieser Woche verstärkt Katharina Schulze unser Team. Die Kulturhistorikern hat im März ihr Studium an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) abgeschlossen und ist jetzt Master of Arts.
Ihren Hauptaugenmerk legte Katharina Schulze während ihres Studiums in die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Sie beschäftigte sich intensiv mit Fragen des Gedenkens und der Erinnerungskultur und war unter anderem an der Entstehung des Dokumentarfilms „Zwischen Erinnern und Vergessen“ beteiligt.
In ihrer Abschlussarbeit untersuchte Katharina Schulze die Frauenbilder im Magazin „Reigen. Magazin für galante Kunst“, welches in den Jahren von 1919 bis 1928 in Berlin und Leipzig erschien. In ihrer Arbeit dokumentierte und analysierte sie den intensiven Umgang mit sich wandelnden Geschlechterbildern und Frauenrollen in den Bildern und Texten des Magazins.

The Shame of the Pharaoh’s Daughter. Ludwig Lutz Ehrenberger. Titelblatt. Reigen. Magazin für galante Kunst. Sonderausgabe Film. Winter 1920.

Im Jahr 2013 absolvierte Katharina Schulze schon einmal ein Praktikum an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt, sammelte dort Theatererfahrung und war an der Entstehung des Stückes „Blick zurück nach vorn – eine Zeitreise durch brandenburgische Kindheiten“ beteiligt. Jetzt sucht sie im Rahmen eines längeren Praktikums Einblicke in die Verlagsarbeit beim Eichhörnchenverlag. Ihre Arbeit wird euch in Zukunft an einigen Stellen begegnen, sicher auch in ein oder zwei Blogbeiträgen, auf die ihr euch schon freuen könnt.
Für den Eichhörnchenverlag ist es ein Jubelfest, dass sie nun da ist, denn gerade in dieser heißen Phase, in welcher bald unser erstes Buch in die Produktion gehen soll, können wir jede Unterstützung gut gebrauchen. Außerdem macht es riesig Spaß, Gedankenpingpong mit ihr spielen zu können, gemeinsam Konzepte zu entwickeln, Ideen auf den Prüfstand zu bringen, Probleme zu lösen.
Willkommen Katharina. Es ist schön, dass du da bist!

Ich hatte es in der letzten Woche schon  angedeutet und freue mich nun um so mehr, euch mitteilen zu können, dass die Landtiere nicht nur ihren Autor, sondern auch die zu ihnen passenden Worte gefunden haben!
Gerd Knappe hat sich der Aufgabe angenommen und sie so formschön, klar und Freude machend gelöst, wie man es sich überhaupt nur wünschen kann!
Ungewöhnlich, aber konsequent habe ich seine Herangehensweise zuvor genannt und das ist treffend, denn Gerd Knappe hat sich Susanne Hauns Bilder nicht angesehen, bevor er schrieb. Keine Illustrationen sollten seine Worte werden, sondern für sich stehen und damit hat er genau in den Kern des Eichhörnchenverlags getroffen, der das für sich stehende und immer auch ohne Begleitung und Erläuterung erzählende Werk (in Bild und Wort) zu einem seiner zentralen Interessen gemacht hat.
Gerd Knappe schreibt unter anderem Lyrik und Dramatik für Kinder und Jugendliche und ist für seine Arbeit mehrmals ausgezeichnet worden. Sein Blick ist  immer klar und aufmerksam. Seine Sprache ist präzise und schnörkellos, manchmal onomatopoetisch, rhythmisch und immer treffend. Ein Bild folgt auf das andere: sehen, zulassen, beschreiben ohne zu werten; erzählen ohne zu verurteilen.
Manchmal fällt sein Blick auf die Wunden, auf den Schmerz. Dann sind die Worte hart und schwer auszuhalten aber immer sind sie gut.
Die Sprache, die er für die Landtiere gefunden hat, ist perfekt! Eine erste Kostprobe könnt ihr hier nun lesen.

Es folgt:
KUH
von Gerd Knappe für Landtiere

 

Tag für Tag stellt der Bauernjunge am Morgen seine nackten Füße in die warmen Kuhfladen der Kühe, die er hütet, damit sie nicht frieren.

Kuh. (c) Collage von Susanne Haun

Auf dem Gras grast sie
Im Stall futtert sie
Wasser trinkt sie
Milch gibt sie
Liter um Liter
Kuh für Kuh

Kuh und Fliege (c) Collage von Susanne Haun

Macht nicht meck
Wie eine Ziege
Bellt nicht wie ein Hund
Rennt nicht weg
Wie ein Pferd
Kräht nicht wie ein Hahn
Macht muh
Wie eine Kuh
Und als Kälbchen
Macht es schleck …