Blick in die Pressemappe IV

Blick in die Pressemappe IV

Im Eichhörnchenverlag arbeiten wir derzeit an der Erstellung einer digitalen Pressemappe. Katharina Schulze hat dafür ein paar Fragen an die Verlagsgründerin Nina A. Schuchardt formuliert. Einige davon stellen wir euch nach und nach hier auf dem Blog vor:

Katharina Schulze: Was sind die besonderen Herausforderungen dabei, auf dem Land ein Unternehmen zu führen?

Nina A. Schuchardt: Zunächst einmal: Ich lebe und arbeite gern auf dem Land. Ich mag die Stille und die Einsamkeit hier. Ich schätze die Möglichkeit rausgehen und dabei trotzdem ganz allein sein zu können und ich liebe es, der Natur in all ihren Facetten und ihrem täglichen Wandel zuschauen zu können. Daraus schöpfe ich innere Ruhe und Zufriedenheit, während ich mich bei allen Freuden und Vorteilen des Stadtlebens zu meiner Zeit in Berlin oft wie in einem Stapel Schuhkartons eingesperrt fühlte und unfrei bei dem Gedanken, mit jedem Schritt vor die Tür immer im öffentlichen Raum zu stehen.

Die Herausforderung des Landlebens bezogen auf die Verlagsarbeit und Unternehmensführung besteht eindeutig in der Schwierigkeit mit Kolleg*innen, Partner*innen und Kund*innen in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Der regelmäßige persönliche Austausch fehlt ganz klar und das nicht nur in der Pandemie, wenn auch gerade ganz besonders und ist auch nicht per Mail und Telefon zu ersetzen.

In diesem Sinne geht an dieser Stelle ein herzlicher Gruß an alle, die noch auf eine Antwortmail von mir warten. Ihr seid nicht vergessen!

Ich bin dankbar dafür, dass wir zumindest eine Internetverbindung haben, die meistens zuverlässig ist (auch wenn wir in unserer Zeit hier auch schon den ein oder anderen Tag ohne Strom angesammelt haben) und inzwischen auch fast alle mit den Möglichkeiten der Videokonferenz vertraut sind. Das hilft. Trotzdem freue ich mich natürlich, wie so viele andere auch, auf den Moment, wenn echte persönliche Begegnungen wieder möglich sind und werde dem Aspekt der persönlichen Vernetzung als Teil der Verlagsarbeit in Zukunft sicher noch mehr Aufmerksamkeit schenken.

Beitragsbild: Antje Rother und Nina A. Schuchardt bei der Arbeit an dem Bilderbuch LANDTIERE von Gerd Knappe und Susanne Haun auf dem Hof des Eichhörnchenverlags. (c) privat.

Kennt ihr diese eigenartigen Momente, in welchem man sich fragt, welche verrückten Geschichten zu ihrem Eintreffen geführt haben? Kennt ihr das, wenn sich das Leben anfühlt, als sei es ein Roman und man selbst darin nur irgendeine Figur, von der man nicht weiß, welche Funktion der Autor / die Autorin ihr zugedacht hat und worauf die Geschichte überhaupt hinauslaufen soll?

Ich fühle mich seit März 2020 immer wieder als sei ich in einem dystopischen Roman gelandet, wobei das seit der US-Wahl im November besser geworden ist. Trotzdem bleibt dieses Hintergrundrauschen. Manchmal frage ich mich, wie lange wir wohl brauchen werden, uns wieder an die “Normalität” zu gewöhnen, wenn die Abstandsregeln aufgehoben sind? Wird es überhaupt eine Rückkehr zu den vorherigen Mustern geben oder machen wir es dann vielleicht auch anders, besser sogar? Eine leise Hoffnung habe ich, der Roman könnte auf der letzten Seite noch einen klitzekleinen utopischen Ausblick bieten, die Andeutung einer Möglichkeit. Ich jedenfalls würde gern ein paar meiner Verhaltensmuster verändern. Vor allem möchte ich von allem mehr. Nicht unbedingt mehr konsumieren, aber doch mehr begegnen. Ich möchte mehr Menschen treffen, mehr Perspektiven hören, mehr Kunst und Literatur erleben. Ich kann mir vorstellen, dass momentan viele Menschen diesen Hunger bei gleichzeitiger Erschöpfung teilen.

Und dann gibt es da noch die Geschichten, die einem das Leben zur Betrachtung vor die Füße wirft, wie die Bilderbuchempfehlung eines Freundes. “Wie kam der Fisch in den Wald?” Wer unserem Instagram-Account folgt weiß, dass wir öfter Verwunderliches, Ärgerliches oder Schönes im Wald finden und so erwarten wir bei unserem Wandeln unter Bäumen durchaus einiges. Dieser Fisch allerdings fühlte sich doch besonders kurios an. Nachdem das Kind ihn im Moos beerdigt hatte, haben wir uns auf unserem weiteren Weg allerlei Gedanken darüber, gemacht, wie sein letzter Weg wohl ausgesehen haben könnte. Welche Geschichten hat er wohl gelebt und welche auch nicht?

R.I.P. kleiner Fisch.

Wir sind nun bereit für ein neues Kapitel, eine neue Geschichte.

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

Titelbild: Toter Fisch im Wald. Fotografie, (c) privat.

Es gibt ganz in unserer Nähe einen kleinen Tisch mit Bänken am Straßenrand, der Reisende und Ausflügler einlädt Platz zu nehmen und zu rasten. Er wird gepflegt und betreut von einem älteren Paar, welches dort schaut, dass es immer sauber und gastlich ist und auch gelegentlich frische Blumen aufstellt.

Seit gestern steht an diesem Platz nun ein großes Bild. Kunst an einem ungewöhnlichen Ort.

Ungewöhnlich, weil es in unserer Gegend in Brandenburg nicht allzu viele gläubige Menschen und aktive Kirchgänger gibt. Katholisch ist hier sowieso kaum jemand. Auch ich bin nicht religiös in irgendeiner Form. Entsprechend findet man bei uns kaum Heiligendarstellungen im öffentlichen Raum, keine Kapellen am Wegesrand, ja kaum Kirchen, in welchen noch regelmäßig Gottesdienste stattfinden, obwohl jedes Dorf seine Kirche hat. Trotzdem oder gerade deswegen freue ich mich sehr über dieses Bild.

Die Mutter Gottes am Wegesrand. Impression aus Brandenburg. (c) Nina A. Schuchardt.

Das Bild ist ein Kunstdruck mit einer Darstellung der Heiligen Maria. Um ihren Kopf schweben die Köpfe samt angedeuteten Flügeln von fünf Putti, auf ihrer Brust weist sie auf ihr Herz, das unbefleckte Herz Mariä, welches ihre innere Reinheit und Jungfräulichkeit symbolisiert.

Die Heilige Maria hat im christlichen Glaubenskontext auch die Funktion einer Schutzpatronin, besonders in Bayern, wo sie als Patrona Bavariae fungiert und sicher häufiger zu sehen ist. Sie ist aber vor allem die Fürsprecherin der Menschen vor Gott. Sie ist es, die sich uns Sünder*innen annehmen, die uns unter ihrem weiten blauen Mantel in Schutz nehmen soll und sich vor Gott für uns und für Barmherzigkeit ausspricht.

Das Bild am Wegesrand verstehe ich als den freundlichen Gruß und Wunsch an alle Vorbeiziehenden, sie mögen ihren Weg sicher und in Frieden gehen. Diese uneigennützige Freundlichkeit macht mich für einen Moment sehr glücklich und ich freue mich, dass es ein Kunstwerk ist, welches sie ausdrückt.