Wieder da

Wieder da

Und ihr habt es doch gemerkt!

Es war still auf unserem Blog in den vergangenen Wochen, ja Monaten. Zuerst hatten wir mit den Vorbereitungen der Leipziger Buchmesse zu tun, dann wurde die Messe abgesagt und es folgte ein großes Loch voller Fragezeichen. Mit der Einführung der Kontaktsperre und der Aussetzung fast des gesamten öffentlichen Lebens wurde dann für uns alle viel Alltag plötzlich gestrichen und auf den Kopf gestellt. Inzwischen geht es wieder einigermaßen hier im Eichhörnchenverlag. Wir haben uns neue Alltagsstrukturen aufgebaut, haben viel Post verschickt und bekommen und sind jetzt Profis in Fragen des Long-Distance-Kontakts. Es ist deutlich weniger möglich als zuvor, auch mit Blick auf das Arbeitspensum, aber einiges geht eben doch und darum soll es dann nun auch mit dem Blog weiter gehen. An Themen schließlich mangelt es nicht!

Es blüht – auch in der Krise – viel Schönes gerade im Buchbereich und im Netz! Wir möchten euch heute darum dringend ans Herz legen, den Blog unserer Autorin und Illustratorin Fulya Gezer kennenzulernen! Unter www.fulyaswork.wordpress.com stellt sie auf Deutsch und Türkisch ihre verschiedenen Projekte aus dem Bereich der Kunst und Kunstpädagogik vor.

Ihr jüngster Post handelt von ihrem, dieses Frühjahr im Eichhörnchenverlag erschienenen Bilderbuchdebüt, dem Mitmachbilderbuch İDA’NIN YOLU / IDAS WEG .

Von wunderschönen Fotos des Buches begleitet schreibt sie dort:

Wie können wir der Kreativität in uns vertrauen? Wie erreichen wir die Anfänge der Wege unserer Vorstellungskraft, die wir zwar in uns spüren können, von denen wir aber noch nicht wissen, wie sie verlaufen und wohin genau wir auf diesen Wegen gehen können?

İDA’NIN YOLU / IDAS WEG ist ein Bilderbuch, dass ich illustriert und geschrieben habe. Es entstand in der Zeit von März bis Juli 2018 als meine Bachelor-Arbeit im Studiengang Kunstpädagogik. Idas Weg ist ein künstlerisches Mitmachbilderbuch für Kinder. Es darf auf den Seiten dieses Buches frei geklebt, gezeichnet, geschrieben und gemalt werden, was und wie ihr wollt!

Die Hauptfigur der Geschichte ist das Rehkitz Ida. Ida ist gelangweilt von der ewigen Routine aller Tage, bis an einem solchen Tag eine Walnuss am Rand des Weges ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Linien auf der Walnussschale bringen Ida auf die Idee, sich selbst auf den Weg zu machen…

Die weitere Entdeckung der Geschichte überlasse ich euch Leser*innen und wünsche euch freudvolles Lesen, Zeichnen, Schreiben :).

(c) Fulya Gezer.

Außerdem beteiligt sich der Eichhörnchenverlag an der Kampagne #starkfürsbuch auf Facebook und Instagram initiiert vom Kindermann Verlag und mit vielen weiteren tollen Teilnehmer*innen.

Unser Beitrag zu dieser schönen Kampagne besteht aus drei Videos mit dem Thema: „Kunst, die glücklich macht, zum Wochenstart – Einblicke in die private Bildersammlung der Verlegerin Nina A. Schuchardt für kleine und große Menschen.“

Video Nr. 2 und 3 könnt ihr am Montag, den 27. April und 4. Mai, jeweils um 13:00 Uhr erwarten. Bis dahin dann hoffentlich auch mit vernünftigem Mikro… 😉

Video Nr. 1 findet ihr derweil bereits im Netz zum Beispiel auf unserem nigelnagelneuem YouTube-Kanal! 🙂

Liebe Freund*innen des Eichhörnchenverlags, haltet die Ohren steif und seid gut zu euch und euren Lieben. Eure Nina

Headerbild: Eichhörnchen. Zeichnung von (c) Susanne Haun.

Wenn der Blog des Eichhörnchenverlags schläft, dann ist die Verlegerin mit anderen Aufgaben voll beschäftigt. Nun ist es an der Zeit den Blog wieder zu wecken und nach und nach von den vielen neuen und spannenden Projekten, Themen und Inspiration schaffenden Abschweifungen zu erzählen!

Den Anfang macht ein Blick auf die Ausstellung VERBUNDENE SPUREN von Carla Pohl und Doreen Trittel, die ich am vergangenen Wochenende eröffnen durfte.

Wer die Ausstellung besuchen möchte, hat dazu noch bis zum 28. September 2019 Gelegenheit. Eine Öffnung der Ausstellung ist nach vorheriger Absprache – zum Beispiel mit mir (Nina A. Schuchardt, kontakt@eichhoernchenverlag.de) – jederzeit möglich. Es lohnt sich!

Laudatio
VERBUNDENE SPUREN von Carla Pohl und Doreen Trittel

Sehr geehrte Gäste, liebe Freunde,

ich begrüße Sie herzlich zur Eröffnung der multidisziplinären Ausstellung VERBUNDENE SPUREN von Carla Pohl und Doreen Trittel.

Die Ausstellung wurde möglich gemacht durch eine Förderung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin, wofür wir herzlich danken.

Das Kulturangebot in der Dorfkirche Roddahn, organisiert vom Arbeitskreis Offene Kirche Roddahn e. V. bedarf stets vieler helfender Hände. Alle Interessierten laden wir herzlich ein, ein Teil unseres Vereins zu werden und bitten darüber hinaus, wenn möglich eine Spende zum Erhalt des Gebäudes und der Finanzierung unserer Veranstaltung in unserem kleinen Kirchenmodell am Eingang dazulassen.

Auch möchte ich Sie auf die Crowdfunding-Kampagne „In erster Linie bin ich Mensch und die Kamele interessieren mich mehr“ von Carla Pohl, einem neuen Projekt mit dem Thema gelebter Feminismus, Umwelt-, Naturschutz und Landwirtschaft aufmerksam machen. Es handelt sich dabei um ein inhaltlich wie technisch hoch spannendes Projekt der Künstlerin und ist unbedingt unterstützenswert. Die Crowdfunding-Kampagne läuft noch bis zum 12. September 2019.

VERBUNDENE SPUREN …. was ist das eigentlich?
Nun es ist ein gemeinsames Installationskonzept der beiden Berliner Künstlerinnen Carla Pohl und Doreen Trittel.

Von beiden Künstlerinnen hängen Einzelarbeiten in dieser Ausstellung – von Carla Pohl stammen die fotografischen Triptychen, von Doreen Trittel die Schießscheiben und einige Collagen. Nicht nur, aber auch mit Blick auf den sich zum 30sten male jährenden Mauerfall haben sie diese Arbeiten und auch ihr aktuelles Schaffen zusammengetan und dieses gemeinsame Projekt gewagt, dass ihr geteilte Erfahrung der Kindheit und Jugend in der DDR zum Ausgangspunkt nimmt.

Die beiden Künstlerinnen ergänzen sich in diesem Projekt hervorragend, obwohl sie eigentlich recht unterschiedlich arbeiten. Ich stelle mir das so vor:

Beide Künstlerinnen beginnen ihre Interessenswege bei sich, aber während Carla Pohl eine Persönlichkeit auf ihren Facettenreichtum, ihre Identitätsvarianten untersucht und dabei quasi Strahlenförmig in alle möglichen Richtungen ausgreift, führt Doreen Trittels Weg ihr Arbeiten zurzeit fast linear in die Vergangenheit. Für mich fühlt sich das an, als würde sie tief und immer tiefer in den Boden greifen, in dem Versuch eine Wurzel zu fassen, wohl wissend, dass diese eine Wurzel vielleicht nie zu fassen sein wird.

Für VERBUNDENE SPUREN haben sich die beiden einer gemeinsamen Fragestellung gewidmet.

Sie haben sich mit Erinnerungen beschäftigt. Mit persönlichen, wie kollektiver Erinnerungen, mit solchen die privat sind und solchen die politische geprägt wurden sowie jenen, bei denen beides nicht zu trennen ist. Sie haben untersucht, was es bedeutet, selektiv zu erinnern und wie sich Erinnerungen mit wachsender Reife, mit jeder neuen Erkenntnis und neuem Wissen verändern, umdeuten. Sie haben sich gefragt, wie ihre Erinnerungen sie formen und sicher auch, welche von diesen Erinnerungen ihnen wertvoll sind und welche losgelassen werden sollten oder könnten.

Das Ergebnis dieses gemeinsamen Diskurses sehen wir in den gemeinsamen Werken der beiden, in den Fotografien Carla Pohls, von Doreen Trittel stickend fortgeführt. Das Hauptwerk dieses gemeinsamen Prozesses ist das Abbild einer Statue der allegorisierten „Mutter Heimat“. Der persönliche Blick Carla Pohls auf das politische Denkmal verbindet sich darin mit den Applikationen Doreen Trittels, die die ästhetische Verbindung historischer Artefakte nutzt, um das kritische Denken zu kitzeln.

Die gemeinsame Arbeit fördert und fordert das Gespräch zwischen den beiden Künstlerinnen wie auch unter den Betrachter*innen und es ist ein spannender Diskurs, auch oder vielleicht gerade, weil er auch diese Momente ans Licht bringt, in welchen klar wird, dass es auf manche Fragen keine oder gleich viele Antworten gibt.

30 Jahre ist der Wendepunkt her, auf welchen sich die Künstlerinnen immer wieder beziehen, über 30 Jahre liegt die ostdeutsche Kindheit und Jugend der beiden in der Vergangenheit und trotzdem…

Blicken wir auf das aktuelle politische Geschehen:
„Vollende die Wende“ … wer hat diesen Slogan in letzter Zeit gelesen?

Die AfD macht damit auf ihren Wahlplakaten [Wahlplakate zur Brandenburger Landtagswahl am 1. September 2019] auf perfide Weise Gebrauch vom diesjährigen Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“, das eben gerade in aller Munde ist. Sie missbraucht die Aufmerksamkeit, die durch die vielen großen und kleinen Feste, Momente der Rückschau, des Erinnerns und Begreifens, des Analysierens und Kritisierens – wie dieser Ausstellung hier – aufgebaut wird, um ihren ausgrenzenden und faschistoiden Ideen auf einen bereits vorhandenen breiten Diskurs aufzusetzen und ihnen vermeintliche historische Größe zu verleihen.

Und sie geht noch weiter. In einem Flyer, den viele von uns am letzten Wochenende in ihrem Briefkasten gefunden haben dürften, schreibt sie mit Blick auf die Wendezeit: „Wir wollten die Freiheit und bekamen […]“ etwas, das der AfD halt gerade nicht in den Kram passt.

Freiheit aber, die individuelle Freiheit eines jeden einzelnen von uns, geht immer nur so weit, wie die Freiheit aller anderen. Sie endet dort, wo sie die Freiheit eines anderen Menschen verletzt.

Deshalb sind Freiheit und Demokratie langsam und schmerzvoll, auch nach 30 Jahren noch. Sie brauchen Räume, die offen sind für Austausch und Diskussion, für Fest und Feier, Streit und Provokation, für Fragen, Trost und Mut. Solch einen Raum, in welchen allem Menschen willkommen sind, wollen wir mit dieser Ausstellung beitragen.

In diesem Sinne freut es mich sehr, dass Sie alle Ihren Weg heute hierher gefunden haben, um in der Installation VERBUNDENE SPUREN von Carla Pohl und Doreen Trittel ein Teil dessen zu werden! Und ich danke den beiden Künstlerinnen von Herzen dafür, dass sie ihre Arbeiten und Gedanken hierher getragen haben.

Ich möchte die Gelegenheit auch nutzen, Sie zu unserem nächsten Sommersalon und Erzählcafé „30 Jahre ’89“ am 21. September einzuladen, wo wir diesen Diskurs auch im Beisein der beiden Künstlerinnen fortsetzen werden.

Vorher aber nicht vergessen: wählen gehen und am besten noch jemanden einladen mitzukommen, denn morgen ist Wahl und die Größe der Macht, die die AfD in die Hände gelegt bekommen wird, wird nicht davon abhängen, wie viele Menschen sie wählen. Sie wird von der Zahl derer abhängen, die wählen gehen und ihr Kreuzchen irgendwo anders machen und damit ihre wie die Freiheit aller anderen feiern werden!

Jetzt aber lade ich Sie erst einmal zu einem Glas Sekt ein, bevor uns in wenigen Minuten Doreen Trittels Performance „immer bereit?!“ erwartet.

Vielen Dank!

Nina A. Schuchardt
Roddahn, den 31. August 2019

Carla Pohl und Nina A. Schuchardt erschöft, aber glücklich nach der Ausstellungseröffnung (es waren über 30° C an diesem Tag…). (c) Foto: Doreen Trittel.

Für wen sind unsere Bilderbücher? Diese Frage ist schon öfter aufgekommen und immer lautet die Antwort wie folgt: Unsere Bilderbücher sollen auf jeden Fall Babys und ganz kleinen Kindern zugänglich sein, aber natürlich dürfen, ja sollen, sie auch größeren Kindern und sogar Erwachsenen liebe Schätze sein können!

Es sind immer ganz besondere Momente, wenn sich diese Weigerung, eine konkrete Altersempfehlung abzugeben, im gelebten Umgang mit den Büchern bestätigt findet!

Neulich durfte ich ein Kind (4) beobachten, dass sich unser Bilderbuch DIE GESCHICHTE VON TUI-TIU von Gerda Kazakou zur Hand nahm, um sich im Schreiben zu üben. Was für ein schöner Moment!

DIE GESCHICHTE VON TUI-TIU ist in Futura gesetzt, einer grundsätzlich sehr klaren und leicht lesbaren Schriftart. Die wichtigsten Momente der Geschichte sind außerdem durch eine größere Zeichengröße und die ausschließliche Verwendung von Majuskeln (Großbuchstaben) hervorgehoben. Hierin sah das Kind offenbar hervorragend geeignetes Anschauungsmaterial für die Gestaltung von Buchstaben.

Viele Buchstaben waren dem Kind bereits bekannt, ihre Form wurde mithilfe des Buches lediglich überprüft, vielleicht wurde auch Inspiration für die zu schreibende Auswahl gesucht, zwei neue Buchstaben wurden aber doch entdeckt. Es waren das Ä und das Ü.