Lieblingskinderbücher Nr. 3 – Mamas Leporello

Lieblingskinderbücher Nr. 3 – Mamas Leporello

Unter meinen persönlichen Lieblingsbüchern findet sich ein ganz besonderes Bilderbuch. Meine Mama hat es für mich gemacht, als ich noch ein Kind war. An der Seite mit den Elefanten und dem Krokodil war ich wohl auch selbst beteiligt. Vielleicht war ich es auch, die die Schäferhunde ausgesucht hat? Ich habe keine klare Erinnerung mehr daran.
Es handelt sich eigentlich weniger um ein Bilderbuch, als um ein Leporello (od. Faltbuch). Die einzelnen Glieder bestehen aus je zwei dünnen, aneinander geklebten Pappen, welche mit, zuvor mit Kleber bestrichenen, Textilbändern verbunden sind. Dadurch sind die einzelnen Glieder sehr fest, bleiben aber hervorragend faltbar. Die einzelnen Seiten wurden zuletzt mit Collagen aus Magazinausschnitten beklebt.

Dieses Bilderbuch kommt (fast) ganz ohne Text aus. Auf acht Seiten zeigt es acht wunderschöne Bilder. Jedes für sich eine ganz eigene Welt, jedes eine eigene Erzählung. Ich liebe es sehr!
Durch seine Auffaltbarkeit und seine an einen Hausgiebel erinnernde Form eignet es sich auch sehr gut als Kulisse bei einem Spiel mit kleinen Puppen oder Figuren. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich allerdings nicht erinnern, ob ich es wirklich jemals als solche benutzt habe. Vielleicht spielt mein Gedächtnis mir auch eine spätere Imagination als vermeintliche Erinnerung vor.

Überhaupt sind Erfreuen, Vergessen, Erinnern und Imaginieren bei diesem Buch zu einem wiederkehrenden Kreislauf geworden. Auch das macht heute seinen Zauber für mich aus. Immer wieder habe ich Phasen in meinem Leben, in welchen dieses besondere Buch für mich sehr präsent wird. Als identitätskriselnder Teenager hatte ich solch eine Phase und auch als junge Erwachsene, als ich nach Berlin zog. Damals bekam ich viele Kisten mit meinen alten Sachen (insb. Bücher 😉 ) mit auf den Weg, die nicht mehr auf dem mütterlichen Dachboden verbleiben sollten. Danach kam es wieder, als meine Tochter geboren wurde und nun mit der Gründung des Eichhörnchenverlags.
Das repetitive Auftauchen dieses Buches scheint in der Reflexion wie ein sehr langsamer aber steter Pulsschlag in meinem bisherigen Leben. Es ist eines jener Lieblingsbücher, die wirklich bleiben.

Als Praktikantin im Eichhörnchenverlag hat Katharina Schulze derzeit Einblick in all unsere laufenden und in Planung befindlichen Projekte und Aufgaben. Dabei ist sie – ohne das hier zu viel verraten werden soll! – auch auf Monster gestoßen und hat sie zum Anlass genommen, folgenden hochspannenden Text zu schreiben. Viel Spaß!

von Katharina Schulze

Monster haben Hochkonjunktur, sowohl in der Literatur für Erwachsene als auch in der Jugend- und Kinderliteratur. Bereits in älteren Klassikern wie „Peter Pan“ oder „Alice im Wunderland“ begegnen uns allerhand zauberhafte Gestalten.

Ungefähr seit den 1960-er Jahren haben sich Monsterdarstellungen gewandelt und Einzug in die Kinderliteratur gehalten. Sie sind nicht mehr alleinig Platzhalter für Ängste, sondern agieren als freundliche Gestalten, die gar nicht so monströs sind. Was aber ist eigentlich ein Monster und wieso sind Monster und andere Phantasiegestalten in der Kinderliteratur so wichtig?

Die Definition eines Monsters ist nicht leicht und unterliegt stets einem gesellschaftlichen und historischen Wandel. Es stellt eine Abweichung der Norm dar und ist damit je nach gesellschaftlicher oder sozialer Gruppe unterschiedlich und verhandelbar. Was als Monster gekennzeichnet ist, macht somit auch immer deutlich, was als normal angesehen wird. Dass Monster gruselig sein müssen ist keine feststehende Größe. Im Mittelalter waren Monster durch ihre Andersartigkeit definiert, nicht dadurch, dass sie gruselig oder gefährlich waren. Auch wie ein Monster wahrgenommen und bewertet wird, hat sich immer wieder verändert und ist so vielfältig wie seine Erscheinungsformen. Es kann als Verbund mit dem Teufel, von Gott berührt, oder als Zeichenbringer gedeutet werden. Gerade außerhalb Europas wurden Monster als Mischwesen auch als besonders eng verbunden mit der anderen Welt angesehen. In der Literatur des  19. und 20. Jahrhunderts können Gestalten wie „Frankensteins Monster“ Kritik am menschlichen Größenwahn symbolisieren.

Auch in Kinderbüchern wird erforscht, was ein Monster ausmacht und wie es aussieht. Das Buch „Prima, Monster!“ geht zum Beispiel dieser Frage nach. Eben weil ihre Erscheinung so wenig festgelegt ist und viel Raum für Gestaltung lässt, eignen sich Monster optimal für Darstellungen in Kinderbüchern. Durch die Vielfalt der Formen und Farben sind sie bereits für die Kleinsten gut erfahrbar.

Wie bei Horrorfilmen ist die leichte Angst beim Lesen und Betrachten eines Buches über Monster Teil des Spaßes. Hier wird auch von thrill oder Angstlust gesprochen. Egal ob das Monster nun tatsächlich böse ist oder nicht, der Angst wird auf den Grund gegangen, ihr begegnet und ein Weg gefunden mit ihr umzugehen oder sie zu besiegen. Reale Ängste werden wahrgenommen. Sie existieren, müssen einen aber nicht hindern, sondern können einen weiterbringen. Auch werden diffuse Ängste durch den Körper des Monsters sichtbar, bekommen eine Begrenzung und sind so leichter zu betrachten. Ebenso kann es sein, dass man hinter die Fassade seiner Angst blickt, diese hinterfragt und dabei feststellt, dass das vermeintliche Monster gar keines ist. In „Der Raggeahase Boooo und die rosa Monsterkrabbe“ haben alle Tiere im Wald Angst vor der rosa Monsterkrabbe, die auf dem Weg in ihren Wald ist, ohne sie zu kennen. Reggaehase Boooo macht sich also auf den Weg, um die Krabbe kennenzulernen und stellt fest, dass diese überhaupt nicht böse und gefährlich ist.

Auswahl “Monsterbücher” aus der Verlagsbibliothek. Zeichnung “Faunus” (c) von Maike Schuchardt.

Eine weitere wichtige Rolle von Monstern in der Literatur ist, dass sie eine andere Welt, ein anderes Aussehen, eine andere Realität bieten und somit Ausdruck von Sehnsüchten sind und die Phantasie unterstützen. Unliebsame Regeln und Erfahrungen wie ins Bett gehen, waschen, über den Kopf entscheiden gelten für Monster nicht. Sie erscheinen oft wild und unbeherrscht, wobei die Gradwanderung zwischen Wildheit und Gefahr einen Teil der Spannung ausmacht. In vielen Geschichten finden sich durchaus bekannte Anknüpfungspunkte an die Lebensrealität von Kindern. Sie sind dann aber in der Welt der Monster umgekehrt und weisen andere Details auf. In „Die Schule der kleinen Vampire“ gehen die Vampirkinder jeden Tag in die Schule, um zu richtigen Blutsaugern zu werden. Allerdings startet die Schule erst im Alter von 60 bis 70 Jahren. Und obwohl es in „Die kleine Hexe feiert Weihnachten“ ein ziemlich traditionelles Fest mit Keksen und Weihnachtsbaum gibt, sind die Gäste doch anders als gewöhnlich. Sie kommen nämlich in Form von Geier-, Bärenhexe und gar Weihnachtshexe daher. Geschichten, in denen sich die Kinder selbst in Monster verwandeln, gehen noch einen Schritt weiter, denn hier erleben die Kinder die Abenteuer nicht als Zuschauer, Gäste oder in der Konfrontation mit dem Monster, sondern durchleben sie selbst. Ein klassisches Beispiel für solch eine Verwandlung ist „Wo die wilden Kerle wohnen“.

Durch das Aufzeigen anderer Realitäten stellen die Monster und ihre Lebensorte zudem auch bestehende Systeme in Frage. Regeln und Machtverhältnisse können völlig verändert oder umgekehrt erscheinen und machen so deutlich, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt.

Liste der erwähnten Bücher:

Barrie, James Matthew: Peter und Wendy, Illustratorin: Attwell, Mabel Lucie 1911, 1921.

Carroll, Lewis: Alice im Wunderland, Illustrator: Tenniel, John, 1865.

Shelley, Mary: Frankenstein, 1818 erstmals anonym.

Heitz, Markus: Prima, Monster!, Illustratorin: Tourlonias, Joelle, Baumhaus Verlag 2012.

Strohschneider, Jens: Der Reggaehase Boooo und die rosa Monsterkrabbe, Illustrator: Rusinek, Lukasz, Verlag Volandt und Quist 2013.

Niebisch, Jackie: Die Schule der kleinen Vampire. Die Prüfung, Ravensburger Buchverlag 1998.

Baeten, Lieve: Die kleine Hexe feiert Weihnachten, Illustratorin: Baeten, Lieve, Oetinger Verlag 1996.

Sendak, Maurice: Wo die wilden Kerle wohnen, Illustrator: Sendak, Maurice, Harper and Row 1963.

Sekundärliteratur:

Tollkötter, Anna: “Kinder brauchen Monster”. Lustvolles Gruseln im Bilderbuch, 2012. Online im Internet: URL: http://www.deutschlandfunk.de/kinder-brauchen-monster.1202.de.html?dram:article_id=228152

Hoydis, Julia: Horror- und Gruselliteratur: Unheimlicher Nervenkitzel. Online im Internet: URL: http://www.boysandbooks.de/fileadmin/templates/images/PDF/Erzaehlmuster_Horror_und_Gruselliteratur.pdf

Dettmar, Ute: Angst: Lust und Schrecken in der Kinder- und Jugendliteratur. Online im Internet: URL: http://www.kids-media.uzh.ch/dam/jcr:00000000-7a61-1c98-ffff-ffffa6e183a9/dettmardefinitiv.pdf

Die Verlagsbibliothek hat einen Neuzugang.
little big books ist ein wunderschönes Buch zum wieder und immer wieder in die Hand nehmen. Mit einem Vorwort, das dem Eichhörnchenverlag an einigen Stellen aus dem Herzen spricht und viele Facetten des Themas Kinderbücher anspricht.

 
„As one of the first storytelling media we encounter, picture books help us to comprehend the world around us and to decipher pictoral representations of its many denizens. With a minimum of text and matching images, they draw us into a parallel realm – and give us the tools to make sense of the one we are in.“ little big books. illustrations for children’s books, 2014, S. 3.

 
Im weiteren Verlauf des Buches gibt es fünf Interviews mit verschiedenen Akteuren der Branche und vor allem eine beeindruckende und augenerfreuende Versammlung wichtiger Illustrator*innen und Kinderbücher. Alle Illustrator*innen werden mit biografischen Hintergrundinformationen kurz vorgestellt, was spannende Einblicke in ihr Werden und ihre Motivation gewährt. Interessant ist außerdem, dass bei allen vorgestellten Kinderbüchern auch steht, wo und in welcher Sprache sie zuerst erschienen. Das auffällige aber doch relativ verwunderliche Phänomen, dass Kinderbücher von Land zu Land sehr unterschiedlichen Gestaltungsmustern folgen und manch eine Geschichte, manch eine Ästhetik im Nachbarland keinen Absatz findet, obwohl sie im Ursprungsland ein Hit ist, begegnet uns derzeit auch in verschieden Gesprächen des öfteren.
Jetzt wird zwecks Augenschmaus und Weiterbildung der Laptop zu- und das Buch aufgeklappt. Wir wünschen unseren Leser*innen ein inspirierendes Wochenende!

 

little big books. illustrations for children’s picture books

Hendrik Hellige (Herausgeber) und Robert Klanten (Herausgeber)

Gestalten

Berlin 2014

240 Seiten

Ich hatte es in der letzten Woche schon  angedeutet und freue mich nun um so mehr, euch mitteilen zu können, dass die Landtiere nicht nur ihren Autor, sondern auch die zu ihnen passenden Worte gefunden haben!
Gerd Knappe hat sich der Aufgabe angenommen und sie so formschön, klar und Freude machend gelöst, wie man es sich überhaupt nur wünschen kann!
Ungewöhnlich, aber konsequent habe ich seine Herangehensweise zuvor genannt und das ist treffend, denn Gerd Knappe hat sich Susanne Hauns Bilder nicht angesehen, bevor er schrieb. Keine Illustrationen sollten seine Worte werden, sondern für sich stehen und damit hat er genau in den Kern des Eichhörnchenverlags getroffen, der das für sich stehende und immer auch ohne Begleitung und Erläuterung erzählende Werk (in Bild und Wort) zu einem seiner zentralen Interessen gemacht hat.
Gerd Knappe schreibt unter anderem Lyrik und Dramatik für Kinder und Jugendliche und ist für seine Arbeit mehrmals ausgezeichnet worden. Sein Blick ist  immer klar und aufmerksam. Seine Sprache ist präzise und schnörkellos, manchmal onomatopoetisch, rhythmisch und immer treffend. Ein Bild folgt auf das andere: sehen, zulassen, beschreiben ohne zu werten; erzählen ohne zu verurteilen.
Manchmal fällt sein Blick auf die Wunden, auf den Schmerz. Dann sind die Worte hart und schwer auszuhalten aber immer sind sie gut.
Die Sprache, die er für die Landtiere gefunden hat, ist perfekt! Eine erste Kostprobe könnt ihr hier nun lesen.

Es folgt:
KUH
von Gerd Knappe für Landtiere

 

Tag für Tag stellt der Bauernjunge am Morgen seine nackten Füße in die warmen Kuhfladen der Kühe, die er hütet, damit sie nicht frieren.

Kuh. (c) Collage von Susanne Haun

Auf dem Gras grast sie
Im Stall futtert sie
Wasser trinkt sie
Milch gibt sie
Liter um Liter
Kuh für Kuh

Kuh und Fliege (c) Collage von Susanne Haun

Macht nicht meck
Wie eine Ziege
Bellt nicht wie ein Hund
Rennt nicht weg
Wie ein Pferd
Kräht nicht wie ein Hahn
Macht muh
Wie eine Kuh
Und als Kälbchen
Macht es schleck …

Bücher für Babys und Kleinkinder müssen viele Voraussetzungen erfüllen, die durch die Handhabung der Bücher von Kindern und ihre physischen Möglichkeiten bedingt sind. Grundsätzlich sollten diese Bücher über stabile Seiten verfügen, die reiß- und beißunempfindlich sowie ungefährlich sind. Die üblichen Materialien für solche Bücher sind Pappe und gelegentlich Holz. Pappe ist, wie ihr wisst, zunächst auch das Material der Wahl für den Eichhörnchenverlag. Es schadet aber nie, gelegentlich über den Tellerrand zu spähen und so beschäftige ich mich heute einmal mit Stoffbüchern.

Es gibt für Babys eine große Auswahl an Stoffbüchern – in der Regel mit eingenähten quietschenden oder knisternden, spiegelnden und zusätzlich beweglichen Elementen. Die Vorteile textiler Materialien liegen auf der Hand. Sie sind, wenn sie gut ausgewählt und verarbeitet sind, praktisch unverwüstlich. Sie sind weich und flexibel, sodass es schwer fällt, sich daran zu verletzen und sie sind waschbar. Umso erstaunlicher ist es, dass Stoffbücher (zumindest in meiner natürlich auch limitierten) Wahrnehmung keine ”richtigen” Bücher sind. Vielmehr erscheinen sie mir wie Mischwesen aus (Pappe-)Büchern, Stofftieren und Rasselketten.

Dabei ist die textile Kunst ein nicht nur geschichtsträchtiges sondern auch hochspannendes und vielseitiges Feld (zu entdecken zum Beispiel auf der Textile Art Berlin). Tatsächlich sind textile Arbeiten in unserem Alltag omnipräsent ähnlich anderer bildender Künste wie z. B. der Fotografie. Die gesellschaftliche Relevanz spiegelt sich allerdings nicht unbedingt in äquivalenter gesellschaftlicher Akzeptanz in Form von Anerkennung als eigenständige Kunstform wieder. Wie viele Textilmuseen gibt es?
Ich habe mir vorgenommen, der textilen Kunst vermehrt mit Neugier zu begegnen und meinen persönlichen Horizont zu erweitern.

Im Eichhörnchenverlag ist dennoch kein Stoffbuch in Sicht, aber: Sollte sich in Zukunft ein Textilbuchprojekt ergeben, dass unserem Programm entspricht, halten wir die Türen offen.

Wie sind eure Erfahrungen mit Stoffbüchern für kleine und große Menschen?  Was sind eure Vorstellungen von Stoffbüchern? Wenn ihr tolle Stoffbücher kennt, die kleine und große Menschen begeistern, freue ich mich über Hinweise!

Zum Abschluss und für die Augen noch ein paar Bilder von einem unserer alten Kinderbücher. Es ist zwar kein Stoffbuch arbeitet aber immerhin mit Textilcollagen. Auch hat es bereits die ein oder andere Reparatur hinter sich, aber es lebt noch! Gutes aus zwei Welten also: Stoff- und Pappebuch.

Gestaltung: Dagmar Schwintowsky

Text: Eva Görsch

Aus fernen Ländern

o. D. Leipzig

erschienen im Rudolf Arnold Verlag Leipzig

gedruckt von Sachsendruck Plauen

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

Seit Jahr und Tag wird es bei uns an Ostern bunt, denn in unserem Bücherregal steht, solange ich denken kann, die Geschichte vom kleinen Osterhasen Purzel Weißfell. Purzels Fell ist eigentlich weiß, wie das aller anderen Mitglieder seiner Familie auch, aber das bleibt an Ostern nicht lange so. Weil alle anderen Mitglieder der Osterhasenfamilie krank sind, kümmert sich Purzel in diesem Jahr ganz allein darum, die Ostereier für die Kinder der Familie Feuerriegel zu verstecken. Um die Eier zu stibitzen, muss Purzel an dem gefährlichen Kettenhund Lux vorbei, den er Dank seiner unbekümmerten und fröhlichen Osterhasenweisheit mühelos friedlich und glücklich stimmen kann. Gefärbt werden die Eier mit Blütentau und dabei wird dann auch Purzels Fell ganz bunt, was ein Glück ist, denn so kann sich Purzel später vor dem Kettenhund Lux und seinem grausamen Herrn Großbauer Schluckebier in der Blumenwiese verstecken.

Auf den letzten Seiten gibt es eine ziemlich harte Schilderung der Gewalt, die der Hund durch seinen Herrn erfährt und auch der Gewalt, die der Hund gegen Schluckebier richten könnte, wenn er sich nur gegen diesen erheben würde. Als meine Tochter noch etwas kleiner war, habe ich Teile dieser Schilderung bewusst überlesen. Heute reden und reflektieren wir viel über diese Stelle, wenn wir sie lesen. Das gemalte Bild aber, dass auf der gleichen Seite dagegen gesetzt wird, bildet zum Text einen krassen Kontrapunkt. Die dort entworfene Utopie gehört zu den schönsten Erinnerungen aus meinem kindlichen Bildergedächtnis, ebenso wie die anderen Bilder dieses Buches.
Und weil das eben nicht nur mir so geht, tauchen zur Osterzeit jedes Jahr wieder neue Referenzen auf Purzel Weißfells buntes Osterhasenfell in unserem Leben auf. Vor einigen Jahren etwa in Form eines Anhängers…

… und in dieses Jahr in Form einer von Maike Schuchardt gestalteten Marionette die natürlich sofort Purzel getauft wurde!

Osterhasenmarionette (Kaschiertechnik; Papier, Leder, Wolle, Holz, Draht, Farbe) von Maike Schuchardt.

Der Eichhörnchenverlag wünscht euch und euren Lieben ein frohes, liebevolles und buntes Osterfest!

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

Langsam ist es soweit. Aus der Idee und Bildersammlung Landtiere soll endlich ein konkretes Buch werden. Dazu müssen verschiedene Entscheidungen in Bezug auf die Herstellung des Buches getroffen werden. Welche Pappe wollen wir verwenden, welche Farben, Oberflächenbehandlung und und und? Um dem Eichhörnchenverlag die Mittel an die Hand zu geben, diese Entscheidung fundiert und passend zu treffen, hat uns die auf Pappebücher spezialisierte Druckerei SachsenDruck ein Musterpaket geschnürt. Die Freude war groß, als wir es auspackten, denn natürlich ist es eigentlich eine eigene Minibibliothek, die in unser Haus kam. Vielen Dank dafür!

Lesender, schauender und fühlender Weise haben wir inzwischen die verschiedenen Möglichkeiten in der täglichen Handhabung erprobt. Wie fühlen sich die Oberflächen an? Wie sehen die Farben aus? Wie reflektieren die Beschichtungen? Und ja, auch: Wie sind die ökologischen Eigenschaften des Materials?
Mein liebstes „Materialmuster“ ist – wenn auch mit nur wenig Vorsprung – „Schaumköpfe“ von Heinz Kahlau (Text) und Elisabeth Shaw (Illustrationen). Auch, weil mir die Bildsprache u. a. schon aus „Es war ein Hahn“ von Rainer Kirsch (Text) und Elisabeth Shaw (Illustrationen), erschienen im Kinderbuchverlag Berlin bekannt und lieb ist. Mein Exemplar von „Es war ein Hahn“ ist übrigens noch in der DDR und ebenfalls bei Sachsendruck gedruckt worden. Eine Jahreszahl steht leider nicht drauf… komisch.

Meine Tochter ist allerdings nicht so festgefahren in ihren Präferenzen und sorgt für einen ausgewogenen Buchkonsum nach Lust und Laune und der jeweiligen Situation entsprechend.
Zum Abschluss hier noch eine Liste der abgebildeten Titel von oben nach unten und links nach rechts:

Mes imagiers jeux. Drôle de mer! Observe et joue

Nastja Holtfreter

Larousse, Lille, 2017

Leve de lente! Kijk- en zoekboek

Rotraut Susanne Berner

Lannoo, Tielt, 2007

Mein kleines Stadt-Wimmelbuch. Kiel

Wolfgang Slawski

Willegoos, Potsdam, 2016

2x Musterkarten von SachsenDruck

Een fijne dag

Dick Bruna

Mercis Publishing bv, Amsterdam, 2017

Schaumköpfe

Heinz Kahlau, Elisabeth Shaw

Beltz | Der KinderbuchVerlag, Weinheim, 2010

Mein kleiner Wald

Katrin Wiehle

Beltz & Gelberg, Weinheim, 2013

Das Osternest

Ingeborg Meyer-Rey

Beltz | Der KinderbuchVerlag, Weinheim, 2006

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

Seit dieser Woche nun trägt der Eichhörnchenverlag mit glückgeschwellter Brust sein Logo vor sich her. Antje Rother, die als Grafikerin für den Verlag tätig ist, hat es in einem geduldigen und einfühlsamen Prozess entwickelt und gestaltet.

Das Logo kombiniert Schrift- und Bildelemente. Ein Eichhörnchen klettert an dem Schriftzug „Eichhörnchenverlag“ entlang. Es trägt eine Augenbinde. Der Aufbau des Logos insgesamt und besonders die Gestalt des Schriftzugs ist stark vertikal orientiert. Die Integration der vertikalen Form – zum Beispiel auf der Homepage – ist eine Herausforderung, sie hat aber den entschiedenen Vorteil die Bewegung eines Eichhörnchens in allen drei räumlichen Dimensionen abzubilden. Der lang und hoch gestreckte Schriftzug verweist auf einen Baumstamm als zentralem Bestandteil des natürlichen Lebensraums eines Eichhörnchens, die Konturen der Buchstaben können als Zitat der Halt gebenden plastischen Struktur einer Baumrinde interpretiert werden.
Antje Rother hat das Logo in unterschiedlichen Farbkombinationen angelegt. Welche gefällt euch am besten und warum?

Es gibt viele gute Gründe, weshalb das Eichhörnchen zum Symboltier des Eichhörnchenverlags geworden ist. Die meisten Menschen – ob groß oder klein – empfinden Eichhörnchen als sympathische und niedliche Tiere. Ihr glattes, teils puscheliges Fell, dass in vielen verschiedenen Farben vorkommt, und ihre kleinen glänzenden Knopfaugen machen sie in unseren Augen zu schönen Tieren. Sie sind klein – geradezu handlich – und außer für einige Insekten, Kriechtiere und Vogelfamilien, deren Eier (und ja, auch Küken) sie gelegentlich stehlen, harmlos.
Eichhörnchen kommen gut allein zurecht und können sehr selbstgenügsam leben. Trotzdem kommt es vor, dass sie sich in kleinen Gruppen zusammenfinden. Diese sich verbundenen Tiere teilen weite Bereiche ihres Alltags und schlafen auch gemeinsam in einem Kobel. Hier beginnt die Vergleichbarkeit des Eichhörnchenlebens mit dem kindlichen Spiel. Kinder kennen viele Formen des Spielens. Manche Spiele spielen sie am liebsten allein, vielleicht beziehen sie ein neues Fundstück ein, vielleicht ein Buch, eine Puppe, Papier und Stift. Bei manchen Spielen genügt ein Kind ganz sich selbst. Andere Kinderspiele benötigen zusätzliches Personal. Sie werden mit Freunden und neuen Bekanntschaften, mit Eltern und Großeltern, mit allen möglichen Bezugspersonen gespielt. All diese Formen kindlichen Spiels sind wichtig und vor allem – wie jede Lebensform, die das Eichhörnchen gerade für sich gewählt hat – richtig.

Überhaupt können uns einige Eichhörnchenverhaltensweisen an unsere Kinder oder unsere eigenen Kinderspiele erinnern. Sein sprichwörtliches Bedürfnis zu Sammeln gehört wohl ebenso dazu, wie seine bewegungsfreudige Art, sich jeden vielversprechenden Baum, jedes interessante Stück Wiese zu eigen zu machen.
Natürlich sind Eichhörnchen keine Kinder und menschlich sind sie sowieso nicht. Sie sind Wildtiere zu denen wir einen den Eichhörnchen gerechten Abstand wahren müssen. Dennoch können wir uns Zeit nehmen, sie mit Aufmerksamkeit zu betrachten, wo immer sie uns begegnen und aus diesen Momenten Freude beziehen.
Mit unseren Kindern verhält es sich im Grunde ähnlich. Etwas mehr können und sollten wir für diese aber doch tun. Wir können ihnen mit unserer Aufmerksamkeit auch unsere Zuwendung schenken und ihnen die Liebe, Geborgenheit und Versicherung vermitteln, die sie benötigen, um sich frei und freudvoll zu entwickeln.
Der Eichhörnchenverlag möchte Bücher entwickeln, die genau für diese so wichtigen Momente Anlässe und Begleiter sein können.
Für den Eichhörnchenverlag ist sein Eichhörnchen darum in erster Linie ein kleines sympathisches Symbol für ein freundliches und achtsames Miteinander sowie für Spiel und Freiheit und wir hoffen, dass es das auch für unsere kleinen und großen Leser*innen und Betrachter*innen wird.
Und warum trägt unser Eichhörnchen eine Augenbinde? Darüber könnt ihr an dieser Stelle, aber zu einer anderen Zeit mehr lesen.

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt

Seit gestern Abend könnt ihr nun auf unserer Künstlerseite auch ein kurzes Portrait des Fotografen Thomas Lemnitzer lesen und einige der Fotografien betrachten, die für das Bilderbuch LANDTIERE entstanden sind.

Wir nehmen das zum Anlass, einmal Danke zu sagen, denn seit die Idee zur Gründung des Eichhörnchenverlags geboren wurde, haben bereits viele Menschen viel Zeit und kreative Energie investiert, ohne dafür bisher eine Gegenleistung erwartet oder erhalten zu haben.

Danke also zu allererst an Susanne Haun und Thomas Lemnitzer, die ihre Erfahrung und ihr Können um der Kunst und der Kinder willen bereitgestellt haben. Die Bilder, die durch eure Arbeit entstanden sind, sind großartig und inspirierend! An dieser Stelle sei auch einmal darauf hingewiesen, dass keines der Bilder, die der Eichhörnchenverlag für sein Bilderbücher verwendet in dessen Besitz oder Eigentum übergeht. Es handelt sich vielmehr um einen Transfer bestimmter Verwendungsrechte. Das bedeutet, alle Bilder – die ja auch eigenständige Kunstwerke sind – können von den Künstlern direkt erworben werden.

Dank auch an die Künstler und Grafiker, die jetzt schon an den nächsten Buchideen und an einem Logo für den Eichhörnchenverlag arbeiten, ihre Namen hier aber erst sehen möchten, wenn sie auch bereit sind, ihre Werke der Öffentlichkeit zu zeigen. Hinter den Kulissen brodelt kreative Energie und das zu erleben ist befeuernd.

Dank an David Wischner für Rat und Tat unter anderem bei der Einrichtung und Betreuung der Homepage.

Dank an alle, die uns ihr Interesse schenken, die Rat geben, Kritik üben, Komplimente machen und Kontakte knüpfen. Besonderen Dank auch an jene Menschen, die bereits erste Bestellungen machen, denn dass euch unser erstes Buch schon heute so gut gefällt, dass ihr es mit euren Kinder, Kindeskindern und Freundeskindern… betrachten und lesen wollt, sobald es auf dem Markt ist, das ist nicht nur motivierend, sondern das Ziel und der Grund unserer Arbeit.

Danke!

Beitragsautorin: Nina A. Schuchardt